Seiten
Sonntag, 28. Februar 2021
Dan Adams "Three oaks - Der Grizzly"
"Three Oaks - Der Grizzly" ist der zweite von sechs Teilen um den Arzt Allan Kerrish, Catherine Archer und die Bewohner von Three Oaks.
Sprachlich und kulturell rau und derb, erzählt Dan Adams eine Geschichte, wie sie im Amerika nach dem ersten Goldrausch hätte passieren können. Kleine Orte am Rand der Goldminen kamen herunter und die Lebensbedingungen, nun ja, entweder hatte man keine Arbeit, war eine Hure oder man besoff sich. Kein Leben das man sich wünschen würde, doch man würde es immer noch dem Tod vorziehen.
Auf knapp hundert Seiten führt uns Dan Adams in eine vergangene Welt ein, die ihre eigenen Probleme hatte und die weit rudimentärer waren als unsere heutigen.
Schnelle Szenenwechsel, angepasste Sprache und Verhaltensweisen lassen den Leser in die Welt von Three Oaks eintauchen und dies ist erst der Anfang.
4,5 von 5 Oaks
Jennifer B. Wind "Als Gott schlief"
Was macht für euch einen guten Thriller aus?
Seine Brutalität?
Seine Realität?
Das verstörende Element?
Wo ist die Grenze, bis zu der ihr lesen könnt?
Denn glaubt mir, dieses Buch führt euch an die Grenze...
Eine Serie von brutalen Morden lässt die Wiener Kriminalpolizei den Atem anhalten. Dabei bestechen die Morde zum einen durch ihre grausame Art und zum anderen durch die Schnelligkeit, in der die Morde hintereinander ausgeführt werden. Doch eins ist klar, die Opfer mussten leiden. Sehr leiden.
Doch was haben ein Weihbischof, ein Pfarrer und eine Nonne gemeinsam? Zumal sie nicht alle in Wien wohnen?
Auf eine gemeinsame Vergangenheit muss der Leser sehr schnell bauen und was diese Menschen selbst getan oder gesehen haben, kann nur passiert sein, "als Gott schlief".
Denn was ist das schlimmste Vergehen, was man sich vorstellen kann?
Ein Vergehen an den schutzlostesten Menschen, die man sich vorstellen kann: Kindern.
Ein Team von drei Ermittlern, alle drei privat gebeutelt, nehmen sich des Falles an und genauso wie der Leser immer wieder schlucken muss, wenn er die Zeilen liest, so begleitet er das Team in die schrecklichen Abgründe der menschlichen Seele.
Jeder, mit dem sie sprechen, erzählt ihnen eine noch schlimmere Geschichte und selbst vermeintlich hartgesottene Ermittler kommen bei dem Fall an ihre Grenzen.
Doch was, wenn der Thriller in der Realität fußt? Wenn das Buch nur eine Variante der Wahrheit ist, eine Wahrheit, die so grausam ist, dass man sie vermeintlich ausblenden will.
In nüchternem Stil, mit viel Engagement und Hintergrundrecherche ist das ein Thriller, der so manches Gemüt in Wallung bringen kann. Ein Buch, was aus der Sicht der Opfer nichts beschönigt und zeigt, dass Täter auch Opfer sein können.
Leser, die nichts über Missbrauch lesen möchten, sollten dieses Buch besser nicht zur Hand nehmen. Es nimmt den Leser beim Lesen sehr mit. Doch wenn man sich dem stellen möchte, beachte man die Worte der Autorin: "Aber Sie als Leser/in können das Buch weglegen, jederzeit aus der Geschichte aussteigen, pausieren, Kräfte sammeln und später wieder Ihren Alltag leben."
Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten.
4,5 von 5 Kellergewölben
Klaus Trost "Dostojewski und die Liebe"
Zum 200sten Mal jährt sich dieses Jahr Fjodor Michailowitsch Dostojewskis Geburtstag. Doch was weiß man über den russischen Autor, der bekannt für seine Werke "Schuld und Sühne" oder "Der Spieler" ist?
Klaus Trost, ein Fachmann, was Dostojewski und sein Leben angeht, hat sich an das Thema gewagt, was andere Biographien über Dostojewski als Randnotiz führen, sein Verhältnis zu Frauen.
Doch auch wenn der Titel es vermuten lässt, geht es um weit mehr.
Trost spannt einen großen Bogen, denn jeder Mensch ist auch ein Kind seiner Zeit und so fließt in die Biographie auch die Kindheit, die russische Geschichte und die weitere europäische Geschichte in Ausschnitten ein, denn was bei dieser Biographie sehr deutlich wird: Dostojewski saß oft zwischen den Stühlen und war innerlich oftmals widersprüchlich.
Als Kind wurde er vom Vater von allem Weltlichen weitestgehend abgeschottet, sodass schon hier die Grundlage für sein späteres Wesen liegen könnte. Er ist es nicht gewohnt, sich unter anderen zu befinden und sich in eine Gesellschaft einzufügen. Als er mit seinen ersten Werke bekannt und zu den literarischen Salons eingeladen wird, ist er oft verstört und kann sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht benehmen.
Auch der Umgang mit den Frauen gestaltet sich schwierig. Wo sollte man sie treffen und wie sollte man sie ansprechen? Da sollte man doch lieber auf einen Freund bauen, der wird es schon richten. Oder?
Ob Dostojewski dabei die Gefühle anderer verletzt, ist dabei zweitrangig. Trost vergleicht ihn mit einem trotzigen Kind und dies passt auf viele Wesenszüge.
Er unterstützt zu gewissen Teilen die Emanzipation, aber seine eigenen Frauen darf das nicht berühren.
Schon früh im Leben erkrankt, spiegelt dies auch oft seinen Gemütszustand wider und die Art und Weise, wie er über andere herrscht.
Er meint die Dinge um ihn herum kontrollieren zu können und so ist es ihm unverständlich, dass er beim Glücksspiel so oft verliert. Oft verspielt er sein letztes Geld, sodass ihm seine Bekannten Geld schicken müssen, damit er zumindest das Hotel noch bezahlen kann.
Kommt davon etwas bekannt vor? Ja, seine Erfahrungen mit dem Glücksspiel fließen in seine Geschichte "Der Spieler" ein.
Was im Buch deutlich wird, das Leben beeinflusst die Literatur, die Literatur beeinflusst das Leben und Dostojewski hat es sich mit seinen Frauen oftmals nicht leicht gemacht. Selbst oftmals planlos, verlangt er von den Frauen in seinem Leben alles, ohne im ersten Moment dafür etwas zu geben. Und warum das ganze? Nun, lest selbst.
Trost schafft es mit seinem Buch einen umgänglichen Ton zu treffen, der die Biographie gut lesen lässt. Das Buch ist in die Lebensabschnitte unterteilt, wann er jeweils eine neue Frau trifft. Die Beziehung wird je nach Intensität mal kürzer, mal länger umrissen und im Anhang finden sich kurze Lebensläufe der Frauen.
Ein Buch für Liebhaber von Dostojewski, für geschichtlich oder literarisch Interessierte und für Menschen, die einfach mal lesen wollen, wie es ist im 19. Jahrhundert mit seinen ganzen Umwälzungen zu leben.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
4,5 von 5 Tagebucheinträgen
Donnerstag, 25. Februar 2021
Autoreninterview Eva-Isabel Schmid Teil 1
Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.Für viele gehört das Schreiben neben dem regulären Job zum Leben. Sich dem Buch zu widmen, sich Zeit dafür zu nehmen, obwohl man diese eigentlich im hektischen Alltag gar nicht hat. Trotzdem schaffen es angehende Autoren. Sie finden die Zeit ihr Buch zu schreiben und das ist oftmals wirklich gut so.
Eine Autorin, die mich mit ihrem Debut wirklich beeindruckt hat, hat sich, trotzdem sie in der hektischen Phase ihres zweiten Buches ist, die Zeit genommen, um mir ein paar Fragen zu beantworten.
Herzlich Willkommen, Eva-Isabel Schmid.
Vielen Dank für die erste Fragerunde. Nächsten Donnerstag geht es weiter. Ich hoffe, ihr seid dabei.
In der Zwischenzeit könnt ihr euch aber gerne auch schon selber informieren. Hier sind die entsprechenden Links zu Eva-Isabel Schmid:
instagram.com/evaisabelschmid
facebook.com/Eva-Isabel-Schmid
https://eva-isabel-schmid.com/
Das genutzte Foto hat die Autorin zur Verfügung gestellt.
Dienstag, 23. Februar 2021
BLOGGER WANTED: karmaribook
Neugierig geworden mit welchen Bloggern ich sonst noch in Kontakt stehe?
Agatha Christie "Die großen Vier"
Ein Mann des Verstandes, eine Frau der Wissenschaft, ein Mann des Geld und ein Mann der Verkleidung.
Dazu einen Hercule Poirot und einen Captain Hastings. Fertig sind die Grundzutaten für einen weiteren Fall um den kleinen belgischen Detektiv.
In diesem Band deckt Poirot ein weltumspannendes Verbrechernetz auf. Das besondere dabei? Lediglich vier Personen machen die Organisation des großen Imperiums aus.
Selbst scheinbar kleine Vergehen bilden das Gerüst für ein außerordentlich großes Ziel, was die kleinen grauen Zellen versuchen zu ergründen und dem ganzen einen Riegel vorzuschieben.
Doch was tun, wenn die Welt voller Ignoranten ist, die einfach nicht wahrhaben wollen, was gerade vor ihrer Nase passiert und einem Hercule Poirot nicht glauben wollen?
Mit Poirot habe ich immer so meine Probleme. Seine Arroganz und sein gleichzeitig aufgesetztes Understatement lassen in mir oft den Wunsch aufkommen, ihn einmal kräftig durchzuschütteln. Sicherlich ist er auf seine Weise genial, aber er lässt es auch gerne raushängen.
Und doch greif ich immer wieder mal auf seine Bücher zurück, denn letztlich mag ich diese Art von Detektivgeschichten sehr.
Bei diesem Band fehlte mir allerdings ein wenig der rote Faden. Klar ging es die ganze Zeit um "Die großen Vier", aber irgendwie fehlten mir die kleinen Zwischentöne, die ich sonst bei Agatha Christies Büchern so schätze.
Die Ereignisse wirken auflistet wie in einem Abzählreim und teilweise bleibt die Spannung und die Kontinuität auf der Strecke.
Was allerdings Agatha Christies Bücher immer ausmacht, ist eine solide Grundidee und ein angenehmer Schreibstil.
Somit nicht mein liebster Poirot (ich würde ihn auch nicht als ersten Band zu lesen empfehlen), aber ein nette Geschichte für zwischendurch.
Montag, 22. Februar 2021
William S. Baring-Gould "Er, Sherlock Holmes , und seine denkwürdigsten Fälle"
"Die erste Biographie des ersten Detektivs der Welt" vermittelt dem gemeinen Leser, dass es sich vermeintlich hier um ein Sachbuch handeln könnte, doch dem ist nicht so.
Sherlock Holmes Leben wird, im Gegensatz zum Arthur Conan Doyles Kanon, fortlaufend erzählt, wodurch der Leser, der sich mit den originalen Geschichten auskennt, noch einmal ein Gefühl dafür bekommt, wie dicht doch zuweilen der "Dienstplan" des ersten beratenden Detektivs war.
Das Buch legt zwei Schwerpunkte. Zum einen werden Zeiten in Sherlock Holmes Leben beleuchtet, die im originalen nicht wirklich oft Thema waren und zum anderen wird die Gewichtung der Fälle danach bemessen, welche sich als die bekanntesten und beliebtesten herausgestellt haben.
Doch vor der bekannten Zäsur in Sherlock Holmes Leben merkt man, dass es sich hier nicht um einen Tatsachenbericht handelt sondern wiederum um eine Pastiche...
Denn wer, wenn nicht er, könnte einen der größten Kriminalfälle aller Zeiten lösen?!?
Die vorliegende Ausgabe besticht durch ihre eigenwillige Bebilderung, die mir nicht wirklich zusagt. Selbst wenn man nicht auf die klassischen Strand Magazine Bilder zurückgreifen konnte oder wollte, hätte man sich etwas optisch angenehmeres vorstellen können.
Das Buch mit seinen knapp 200 Seiten lässt sich gut lesen und kann auch als Einstieg in die Materie genutzt werden. Eine Vorbildung durch den gesamten Kanon ist nicht notwendig. Die zitierten Geschichten werden in gekürzter Form wiedergegeben und entsprechend inhaltlich den originalen Fällen.
4 von 5 Sherlocks
Sonntag, 21. Februar 2021
Daniel Kothenschulte "Das Walt Disney Filmarchiv - Die Animationsfilme 1921-1968"
Sicherlich ist mir die unterschiedliche Meinung zu der Person Walt Disney bewusst, mir geht es hier auch nur um den Unternehmer Walt Disney.
Schaut man sich die Filme an, ist man aus heutiger Sicht oftmals ein wenig unbeeindruckt, da die Technik sich seit den ersten Disney-Filmen natürlich weiterentwickelt hat. Doch macht man sich bewusst, zu welcher Zeit diese Filme entstanden und wenn man bedenkt, dass es sich hier um reine Handarbeit handelt, rückt das die Leistung sowohl von Walt Disney als auch von seinem gesamten Team in ein ganz anderes Bild.
"Das Walt Disney Filmarchiv" ist ein Blick hinter die Kulissen. Zu den Filmen aus der Zeit von 1921 - 1968 wird vieles erzählt, sei es die Verhandlung mit dem Autor über die Rechte, sei es die Probleme mit der Umsetzung. Sei es, dass die ursprüngliche Geschichte komplett überworfen wurde, weil Walt Disney sie nicht packte.
Auch erläutert das Buch, warum Walt Disney so oft in die Handlung der Bücher eingriff, sie änderte und sie disneyfizierte.
Untermalt werden die Texte von Fotografien von den Zeichner, den Illustratoren, von Walt Disney und von den verschiedensten Meetings.
Hintergrundillustrationen oder auch Charakterstudien werden ebenso abgebildet wie auch alternative Entwürfe.
Jedes Kapitel beginnt mit dem ursprünglichen Kinoplakat und den Infos über Erstaufführung, Schauspielern, Sprechern usw.
Eine wahre Schatzkiste an Texten, Bildern und Informationen, die selbst dem begeistertsten Zuschauer vorher noch nicht bekannt gewesen sein dürften.
5 von 5 laufenden Bildern
Fjodor Dostojewski "Der Spieler"
Eine zentrale Frage beim Lesen ist ja oftmals die Frage, warum man liest? Liest man zur Unterhaltung? Liest man um etwas zu Lernen? Oder, oder, oder?
Doch oft werden bestimme Genres oder bestimmte Literatur gemieden, weil sie als schwierig gilt. Warum? Tja, zum Teil scheint es an der Sprache zu liegen, gerade bei Klassikern wird eine andere Ausdrucksweise verwendet, die dem modernen Leser seltsam und unbekannt anmutet. Oder auch die Gegebenheiten im Buch. Klassiker bedienen sich gesellschaftlich oft an den damaligen Gegebenheiten und in unserer Zeit sind die Verhaltensweisen oft schwer nachzuvollziehen.
Warum ich das erzähle?
Ich lese gerade zwischendurch mal einen Klassiker. Nicht nur weil es mich als Leser fordert, sondern auch weil ich andere Stile lesen möchte, als das was heute als gängige Literatur bezeichnet wird... und doch bin ich dem gleichen Vorurteil aufgesessen, was ich oben beschrieben habe. Ich hatte bisher um die russische Literatur einen großen Bogen gemacht. Dabei schockte mich hauptsächlich die Länge der Bücher (1000 Seiten sind keine Ausnahme) und auch die Namen schreckten mich ab.
Doch für ein kommendes Rezi-Exemplar wollte ich einmal ein Buch von Dostojewski lesen. Wie ich es ausgesucht habe? Ich habe das kürzeste (200 Seiten) genommen, was ich finden konnte. Und mal ehrlich, es war keine allzu schlechte Idee.
"Der Spieler" erschien 1867 und enthält Erinnerungen aus Dostojewskis Zeit in Deutschland. Aufbauend auf seinen Erinnerungen wird aus der Position des Ich-Erzählers, Aleksej Iwanowitsch, Hauslehrer des Generals, geschildert, was passiert, wenn man darauf warten muss, dass die alte Erbtante stirbt. Damit man: erstens seine Schulden bei dem Franzosen begleichen kann und zweitens die Frau heiraten kann, die man liebt, die einen selbst aber nicht liebt und nur wegen des Geldes heiraten will.
Um die ganze Sache noch komplizierter zu machen, hat der General noch eine Stieftochter, in die unser Ich-Erzähler verliebt ist, aber da gibt es ja den vermeintlichen Franzosen, und ja, einen Engländer gibt es auch noch.
Doch leider will die Erbtante gar nicht sterben und so kommt sie auch nach Deutschland. Wo sie gerade schon einmal da ist, will sie ihr Glück beim Roulette versuchen, wobei ihr unser Ich-Erzähler helfen soll. Doch wann hört man auf? Wenn man gewonnen hat? Oder wenn man den Verlust noch gerade so verkraftet?
Hat man erst verstanden, wer mit wem und warum ist es eine unterhaltsame Lektüre, in man sich trotz der ungewohnten Ausdrucksweise flüssig lesen kann und die dem Leser oftmals ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert, denn trotz der Abweichung in Raum und Zeit, sind die Gefühle, um die es damals ging auch heute noch dieselben.
4 von 5 Goldstücken
Donnerstag, 18. Februar 2021
#AutoralsLeser: Eva-Isabel Schmid
Oftmals nehmen wir Leser in einer Person nur den Autor war, doch das ist natürlich nur ein Teil der Wahrheit.
Ein Autor ist auch selbst ein Leser und ist durch das, was er gelesen hat beeinflusst. Doch spiegelt sich das Gelesene im Geschriebenen wider?
Wollen wir doch einmal sehen. 😉
Heute hat diese Autorin die Fragen zu ihrem Leseverhalten beantwortet:
Puh, sich auf die top 3 festlegen zu müssen, ist gar nicht so einfach. Deshalb etwas gemogelt :-)
1984 - George Orwell
Der Herr der Ringe - J.R.R. Tolkien
Alle Scheibenwelt-Romane - Terry Pratchett
2. Wo liest du am liebsten?
Wir haben eine wunderschöne Terrasse mit Blick auf den Zürichsee. Gerade im Frühling, wenn alles blüht, ist es dort traumhaft. Da ein gutes Buch zu lesen ist einfach nur toll.
3. Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest es weiterempfehlen?
Ich lese gerade Wassermusik von T.C. Boyle, weil ich aus irgendeinem Grund (?) in einer Rezension damit verglichen wurde. Den Sprachstil finde ich super (ich mag die Kombi aus kunstvoll-ausgewählt und flapsig gerne), und es ist wirklich lustig. Teilweise ist es aber - selbst für mich - etwas zu crazy. Wie gesagt, ich bin noch nicht durch...
Nachdem ihr nun wisst, was sie liest, könnt ihr hier schauen, was sie schreibt:
instagram.com/evaisabelschmid
facebook.com/Eva-Isabel-Schmid
https://eva-isabel-schmid.com/
In diesem Sinne, fröhliches Lesen und freut euch demnächst auf einen weiteren Autor.
Dienstag, 16. Februar 2021
BLOGGER WANTED: lesemelody
Alter: 26
w/m/d: w
Lieblingsgenre: Schnulzen und Krimis
Lieblingsautor: Anne Freytag, Agatha Christie, Colleen Hoover
Ich habe schon immer unheimlich gerne gelesen, das habe ich von meinem Papa. Als Kind durfte ich jede Woche mit ihm den Wocheneinkauf erledigen und mir ein Buch aussuchen. Dann haben wir abends gemeinsam auf dem Sofa gelesen, er in seinem dicken Schmöcker und ich in meinen Kinderbüchern. Durch das Studium kam ich dann leider kaum mehr zum Lesen und erst als ich 2017 zu arbeiten begann, nahm ich wieder vermehrt Bücher zur Hand. Von einer Freundin erfuhr ich von Bookstagram und habe mir am 1. Januar 2018 als Neujahrsvorsatz einen Account erstellt. Bereut habe ich es bis heute nicht.
Welches Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt, hat dich so beeindruckt, dass du ihm 5 Sterne gegeben hast?
Das war Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes. Hat weniger mit dem Genre als mit der Autorin zu tun. Ich hatte schon von ihr gehört und ein anderes Buch gelesen, fand es aber nicht so toll. Dann hab ich den Trailer zu Me before you gesehen und musste mir gleich das Buch holen. Ich habe es so sehr geliebt und es ist bis heute in meiner Top 3. Mit Louisa Clark kann ich mich einfach so gut identifizieren und sehe ganz viel von mir selbst in ihr. Sie ist mein absolut liebster Buchcharakter und wird es wohl auch bleiben. Sogar die gelbgestreiften Strumpfhosen finden sich in meinem Schrank. Dieses Buch ist einfach ganz ganz grosse Liebe für mich.
Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen?
Mein bester letzter Sommer von Anne Freytag. Ihr Schreibstil ist für mich absolut einzigartig und beinahe poetisch. Sehr lebensnah und berührend.
Ich liebe ihre Bücher aber Mein bester letzter Sommer ist mein Favorit. Es ist zwar sehr traurig, erzählt aber auf wundervolle und doch nicht beschönigende Art von den kleinen, schönen und unendlich wertvollen Momenten im Leben. Das Leben ist kostbar und manchmal vergessen wir, wie schnell sich alles ändern kann.
Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest?
Ich bin so ein typisches Coveropfer. Spricht mich das Cover an, lese ich mir den Klappentext durch und wenn der mich packt, wird das Buch mitgenommen. Seit Bookstagram wähle ich aber auch immer mehr Bücher aus, für die meine Lieblingsaccounts schwärmen und die dort vorgestellt werden. Dann gibt es noch ein paar wenige Autoren, deren Neuerscheinungen immer vorbestellt und gelesen werden, egal ob mich der Klappentext anspricht oder nicht.
Da kommen mir spontan vor allem die Self-Publisher in den Sinn. Mit ihnen kommt man oftmals persönlich in Kontakt und lernt auch die Person hinter dem Buch kennen. Leute, die man ins Herz schliesst und bei denen es mich ehrlich interessiert, worüber sie schreiben. Ansonsten steht ja das Buch im Vordergrund und wenn es mich packt, möchte ich mehr über den Autor wissen. Hier ist es eher umgekehrt. So habe ich die Bücher von tollen Autorinnen wie Eva Lebeg, Esther Destratis, Claudia Giesdorf oder auch T. R. Bourquin entdeckt.
Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen?
Ja und nein. Da ich eher eine Leseschnecke bin und "nur" auf 30-45 Bücher pro Jahr komme, kann ich den Überblick gut behalten. Dadurch schreibe ich zu allen Büchern, die ich privat lese, eine Rezension. Allerdings lese ich meinen Kindern in der Schule sehr viele Bilderbücher oder auch der kleine Drache Kokosnuss, die drei ??? Kids vor, die rezensiere ich aber nicht. Überlegt habe ich es mir aber schon. Vielleicht ein Projekt für das neue Jahr. :-)
Welches gehypte Buch war für dich persönlich ein Flop?
Ganz ganz viele Young Adult Bücher. Aber um ein konkretes Beispiel zu nennen für 2020: Verity von Colleen Hoover.
Ich mag ihre Bücher total gerne und habe es auf Englisch gelesen, kurz bevor die deutsche Übersetzung erschien. Ich fand es nur so mässig, es konnte mich nicht wirklich schocken und das Ende fand ich sehr vorhersehbar. Kurze Zeit später war es eine Daueranzeige in meinem Feed mit vorwiegend begeisterten Rezensionen. Abgesehen davon, dass ich das deutsche Cover schrecklich fand im Vergleich zur düsteren, englischen Version, konnte ich den Hype absolut nicht nachvollziehen.
Neugierig geworden mit welchen Bloggern ich sonst noch in Kontakt stehe?
Sonntag, 14. Februar 2021
Heinrich Heine "Deutschland - Ein Wintermärchen"
Knüpft ihr an Bücher auch gewisse Erinnerungen?
Ich hatte bereits eine klassische Geschichte mit den Illustrationen von Hans Traxler gelesen und war von dem Zusammenspiel von Text und Illustrationen begeistert. So war es eigentlich ein Zufall, dass ich auf der für mich schönsten Frankfurter Buchmesse 2019 im antiquarischen Bereich die wunderschöne Ausgabe von Heinrich Heines "Deutschland - Ein Wintermärchen" fand. Es hat den ohnehin perfekten Tag noch ein Stück bereichert.
Doch nun zum Buch. Wenn man sich so sehr freut ein Buch gefunden und gekauft zu haben, desto höher sind auch die Erwartungen an das Buch.
Ein erster Schreck, man mag es mir nachsehen, war, als ich feststellte, dass das Buch in Gedichtform geschrieben ist. Darauf hatte ich nicht geachtet. Gedichte und ich, nun wir haben keine gute Vergangenheit und so war die erste Freude schon sehr gedämpft. Doch mit jeder Zeile, die ich las, mit jedem Witz, mit jeder Satire breitete sich ein Schmunzeln in meinem Gesicht aus, dass ich vorher nie mit Gedichten in Verbindung gebracht hätte.
Heines "Deutschland - Ein Wintermärchen", geschrieben im Januar 1844, erzählt Heines Reise von Frankreich nach Deutschland. Heine, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre im Exil lebte, bereist auf seiner Fahrt in seine Heimatstadt Hamburg mehrere deutsche Städte und hat überall etwas zu meckern oder lässt Spott auf die lebenden Personen regnen.
Trotz der Versform und gerade durch unreine Reime fliegt man beim Lesen gerade nur so durch die Zeilen und ist erstaunt mit welcher spitzen Feder Heine seine Mitmenschen analysiert, kritisiert und dabei macht er auch für Göttern und Mythen nicht halt.
Ergänzt wird diese Ausgabe um mehrere Seiten von Anmerkungen, die dem Leser von heute, die damals herrschenden Personen oder geschichtlichen Begebenheiten näher bringen und um ein Nachwort, dass das Buch in seinen gesamten historischen Kontext setzt.
Eine wunderschöne Ausgabe, die einen Ehrenplatz in meinem überfüllten Buchregal bekommt, zum einen wegen des Inhalts und zum anderen wegen der Erinnerung an die Buchmesse.
Samstag, 13. Februar 2021
Veys & Barral "Baker Street - Sherlock fürchtet sich vor nichts"
Gestatten. Holmes. Sherlock Holmes.
Mein Beruf? Consulting detective.. Naja, mehr oder weniger.
Eigentlich bin ich angeblich eine Figur von Sir Arthur Conan Doyle, auch wenn ich für mich selbst behaupte eine reale Figur des Viktorianischen Zeitalters gewesen zu sein, aber lassen wir das.
In diesem neumodischen Comic zeige ich meine Methoden, meine glorreichen Erkenntnisse, mein Genie...
In vier kurzen Episoden, das Personal von heute ist auch nicht mehr das, was es einmal war, beschwerten sich, dass das Zeichnen ja Zeit in Anspruch nehmen würde, stelle ich meine deduktiven Fähigkeiten zur Schau, wenn der Leser da nicht beeindruckt ist....
Nun gut Sherlock, jetzt lob dich nicht über den grünen Klee, du hast dich schon mal besser präsentiert. 😁Der vorliegende Comic zeigt, was passiert, wenn Sherlock mal mit seinen Deduktionen daneben liegt und Watson statt dauernd ans Essen zu denken, ein Schluckspecht ist.
Gezeichnet mit vielen Ecken und Kanten und trotz der teilweisen falschen Schlüsse wird der scharfe Verstand des Detektivs und die Trägheit seines Kompagnons dargestellt.
Selbst Queen Viktoria gibt sich im Auftaktsband der "Baker Street" die Ehre.
Ein Comic zum Schmunzeln, wenn, ja wenn man nicht darauf besteht, dass es wie bei den klassischen Sherlock Holmes Geschichten sein muss.
4 von 5 Sherlocks
Freitag, 12. Februar 2021
Catalina Cudd "Die Farbe deiner Lügen"
Wie schreibt man ein Buch über häusliche Gewalt?
Ein schwieriges Thema, was die Autorin sehr gut gelöst hat.
Penelope ist auf der Flucht. Sie will nur weg von ihrem Freund. Deswegen steht sie nachts im strömenden Regen vor den Erzhöfen, als ihr Auto den Geist aufgibt. Die Erzhöfe sind eine Unterkunft für angehende Künstler, gestiftet von Drace, der selbst mal ein Künstler war, bevor er ins Gefängnis musste.
Gegen seinen Willen nehmen die anderen Künstler Penelope auf und geben ihr ein Dach über dem Kopf. Denn sie alle wissen, wie es ist, wenn man nicht in die weichgespülte Gesellschaft passt. Jeder von ihnen hat eine Eigenart, die anderen Menschen aufstoßen würde, körperliche oder geistige Behinderungen, seltsame Jobs etc und sie sehen, dass Penelope Hilfe braucht.
Sie binden sie in ihren Alltag ein, um ihr Zuflucht zu bieten, während Penelope sich auf die Suche nach Rot III macht, um zumindest etwas in ihrem Leben zu schaffen.
Binnen kurzem werden die Hausbewohner eine Gemeinschaft und als es zum Eklat kommt, stehen sie zusammen, denn alleine soll keiner sein.
Sicherlich hat das Buch als hauptsächlichen Schwerpunkt die häusliche Gewalt, doch die Geschichte wird eingebettet in mehrere andere Schicksale, sodass sich Penelope bei diesen Menschen entspannen kann. Vorher durch Missgunst weggetrieben, erfährt sie hier, was es heißt, wenn Menschen sich umeinander kümmern und füreinander da sind.
Neben den Hauptfiguren Penelope und Drace sind auch die Nebenfiguren sehr detailliert ausgearbeitet, wodurch das Buch und auch die Handlungen sehr stimmig und passend wirken.
Trotz des Themas zeigt sich, dass im richtigen Umfeld auch der Spaß und das Vertrauen wieder zurückkehren kann, wenn man sich darauf einlässt.
Gut gefallen hat mir auch, dass das Thema Kunst eine größere Rolle in dem Buch gespielt hat. Farbenlehre, Farbtechnik, Zeichenkurse, das alles hilft dabei Penelope zu festigen und dem Leser einen Einblick in die Welt der Malerei zu gewähren.
Das Buch wird stets im Wechsel aus der Sicht von Penelope und von Drace erzählt. Ein Stilmittel, dass ich in letzter Zeit öfters gelesen habe, welches zu dieser Geschichte gut passt. Von beiden Hauptfiguren wird so dem Leser ihre Gedanken, ihre Gefühle, aber vor allem ihre Ängste nahe gebracht, ohne das Thema zu überreizen oder herunterzuspielen.
Das Buch habe ich als Rezensionsexemplar erhalten.
4,5 von 5 Farbpaletten
Donnerstag, 11. Februar 2021
Autoreninterview Akram El-Bahay
Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Möchtest ihr auch einmal in Welten eintauchen, die so völlig anders sind als unsere? Wo Bücher "herrschen" und man sich in Bücher verlieren kann? Wo sich alles nur um Bücher dreht?
Der heutige Autor hat es sich zur Aufgabe gemacht, solche fantastischen Welten zu erschaffen.
Herzlich Willkommen, Akram El-Bahay.
Wie kamst du zum Schreiben?
Das Ganze hat schon in der Grundschule angefangen. Deutsch war mein absolutes Lieblingsfach, und meine ersten Schreibversuche gehören bereits in diese Zeit. Und (sehr viel) später habe ich nach einigen Praktika bei Zeitungen ein Volontariat in der Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Dort habe ich dann etwas weniger geschrieben. Meine Frau meinte, dass ich mich doch zum Ausgleich mal an einem Roman versuchen könnte. Und das habe ich dann gemacht.
Hast du schon als Kind gerne Geschichten erzählt?
Definitiv ja! Ich habe es geliebt, Geschichten zu hören und mir im Anschluss eigene auszudenken. Die Hörspielplatte von Star Wars (Eine neue Hoffnung) zum Beispiel kann ich fast mitsprechen.
Du schreibst sowohl Kinder-/Jugendbücher als auch Fantasybücher für Erwachsene. Wie unterscheidet sich die Arbeit an Büchern für Kinder und für Erwachsene?
Die Geschichten für Kinder sind schwieriger. Erstens sind sie kürzer. Erzählen will ich aber ebenso viel wie in den Erwachsenentiteln. Also muss ich mich beim Formulieren mehr anstrengen. Und ich muss mir klar machen, dass Kinder leichter zu beeinflussen sind. Ich muss also viel mehr aufpassen, welche Positionen ich meine Figuren einnehmen lasse. Auch muss ich mehr achtgeben, welches Gesellschaftsbild ich darstelle. Das macht das Schreiben für Kinder für mich viel anspruchsvoller als für Erwachsene. Ich muss mich ständig fragen, wie die Szenen aufgefasst werden könnten. Anders herum merke ich, dass Kinder sich viel mehr auf die Geschichten einlassen können. Erwachsene müssen oft erst mit ein paar Tricks dazu bewegt werden, in eine neue Welt einzutauchen. Brauchen akribisch gestaltete Welten, um an die Geschichten glauben zu können, die in ihnen erzählt werden. Kinder sind da mutiger und stürzen sich einfach mitten hinein.
Deine Bücher greifen gerne auf Sagen, Mythologie und bekannte Geschichten zurück. Aus welchen Quellen schöpfst du deine Ideen?
Vor allem aus 1001 Nacht und Grimms Märchen. Dies sind die Sagen meiner Kindheit. Wir hatten nicht nur Star Wars Hörspiele, sondern auch jede Menge Märchenplatten zuhause (s.o.). Und später habe ich die Geschichten auch sehr gerne selbst gelesen. Bei 1001 Nacht aber muss ich direkt eine Einschränkung machen. Die meisten deutschen Sammlungen sind im Lauf der Jahre vom Original weit abgewichen. Aladin etwa kommt in der ursprünglichen Fassung überhaupt nicht vor und wurde samt der Wunderlampe hinzugedichtet. Bei Recherchen für eigene Geschichten lese ich daher immer in der Ursprungsversion von 1001 Nacht. Nur dann bin ich wirklich in der orientalischen Märchenwelt.
Bist du der Meinung ein erfolgreicher Autor muss auch ein begeisterter Leser sein?
Na, auf jeden Fall. Wer Bücher und Geschichten nicht liebt, kann sie auch nicht schreiben. Die Lust auf Bücher kommt so von ganz alleine. Allerdings bin ich zwar ein begeisterter, aber auch ein schrecklich langsamer Leser. Wenn ich sehe, wie schnell manche meine oder andere Romane lesen, wird mir schwindlig.
Wenn du gebeten würdest, deine Lieblingsgeschichte aus der Sagenwelt, Mythologie oder aus den bekannten Klassikern neu zu erzählen, welche Geschichte würdest du wählen?
Oh, die Frage finde ich wunderbar. An Tolkiens Meisterwerke würde ich mich nicht herantrauen (auch wenn ich gerne mal etwas in Mittelerde erzählen würde). Und an Cornelia Funkes Erzählsprache komme ich nicht heran, daher scheidet auch die Tintenwelt aus.
Michael Endes Phantásien verbietet sich auch. Das ist ein Kunstwerk. Da bleibt nur Star Wars. Auch wenn ich (die alten) Filme liebe, sind die neuen Geschichten … ausbaufähig. Die würde ich gerne mal neu erzählen.
In welcher deiner Buchwelten ("Wortwächter", "Bücherstadt", "Das Schattentor") würdest du selber gerne einmal reisen?
Noch eine sehr schöne Frage. Am liebsten würde ich wohl in die Bücherstadt Paramythia reisen. Ich wäre gespannt, was für literarische Schätze ich in dem Bibliothekslabyrinth finde. Nur ins Herz der Bücherstadt würde ich mich nicht alleine trauen. Da laufen mir zu viel gefährliche Geschöpfe herum.
Welches Buch würdest du gerne weitererzählen, was als Einzelband geplant ist?
Das betrifft meine Kinderbücher, denn die sind bislang als Einzelband konzipiert, auch wenn sie immer einen kleinen Haken haben, an den sich eine Fortsetzung hängen ließe. Ich mache das immer, damit meine Leserinnen und Leser einen kleinen Ansporn haben, sich selbst eine Anschlussgeschichte zu überlegen. Nur für eines meiner Bücher habe ich mir Stoff für einen zweiten Band überlegt: Henriette und der Traumdieb. Da hätte ich fast alles für eine Fortsetzung beisammen.
"Wortwächter" und "Das Schattentor" spielen in London und Umgebung. Wieso hast du England und speziell London als Schauplatz ausgesucht?
Die Orte, an denen Geschichten spielen, müssen etwas haben, das sie besonders macht. In London existiert die Erinnerung an eine große Vergangenheit, die das Aussehen unserer heutigen Welt geprägt hat. Daher wollte ich für Wortwächter zunächst dorthin gehen. Beim Schattentor sind wir mitten in der Blütezeit des Viktorianischen Englands. Damals war London die modernste Stadt der Welt. Und eignet sich daher so wunderbar als Schauplatz für eine Geschichte um einen uralten Zauber aus der Wüste.
Wie unterscheidet sich dein neues Buch "Lias und der Herr der Wellen" von deinen bisherigen Bücher über Bücher?
Bei Lias und der Herr der Wellen stehen Bücher als Objekte aus Papier und Tinte selbst nicht so im Vordergrund wie etwa bei Wortwächter oder der Bibliothek der flüsternden Schatten. Lias gerät als der Held der Geschichte in die Erzählungen selbst hinein. Er muss in ihnen jemanden finden, der dort verschollen ist. Im Grunde ist es eine Geschichte über Geschichten.
Damit ist das Interview leider schon vorbei. Ich hoffe, es hat euch genauso gut gefallen, das Interview zu lesen, wie es mir gefallen hat, mit Akram das Interview zu führen. Unter dem Label "Autoren-Donnerstag" könnt ihr noch einmal das gesamte Interview nachlesen.
"Danke" Akram, für die Zeit, die du dir für die Antworten genommen hast und "Danke" an euch, dass ihr euch die Zeit fürs Lesen genommen habt.
Hier sind die entsprechenden Links zu Akram El-Bahay:
https://instagram.com/akram.elbahay
https://www.facebook.com/AkramElBahay/
https://www.ueberreuter.de/produkt/lias-und-der-herr-der-wellen-2/
Die Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.
Mittwoch, 10. Februar 2021
Konrad Clever "KloPhilosoph"
Schon einmal darüber nachgedacht, wieviel Zeit man des Lebens auf dem Klo verbringt? Nicht umsonst sieht man in Filmen die Darsteller auf dem Klo Zeitung, Comics oder gar ein Buch lesen.
Also warum nicht die Zeit sinnvoll nutzen und sich bilden? Unter dem Pseudonym Konrad Clever haben sich Adam Fletcher und Lukas N.P. Egger zusammen getan und dieses Buch über Philosophie geschrieben.
"In 100 Sitzungen zum Klugscheißer" ist das Versprechen, was zum Ende des Buches mit einem Abschlusstest und einer Urkunde endet.
Doch was kann das Buch?
Nun sicherlich ist es offensichtlich, dass es sich bei dem Buch um ein Sachbuch handelt, was sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzt.
In kurzen maximal drei Seiten langen "Sitzungen" wird die Philosophie und ihre verschiedenen Strömungen auseinandergenommen.
Kurze Texte, Grafiken, kleine Comics, witzige Anekdoten oder kurze Tabellen wechseln sich in der Darstellung ab, um das Thema möglichst leicht verständlich an den Leser zu bringen.
Bekannte ethische Probleme, wie z.B. das "Trolley-Problem", werden in diesem Buch angesprochen. Ansonsten wird die geschichtliche Entwicklung des Philosophie bis heute aufgezeigt.
Auch werden Fehlschläge aufgezeigt, wenn der Philosoph zum Beispiel mit seiner Idee etwas ganz anders erreichen wollte, als wie die Menschen es hinterher umgesetzt haben (siehe z.B. Karl Marx).
Das Buch eignet sich auf Grund seiner Kürze (circa 250 Seiten) und der abwechslungsreichen Aufmachung gut, wenn man einen Einstieg in die Thematik sucht. Für jemanden, der eine gewisse Vorbildung hat, dürfte das Buch nicht allzuviel Neues bieten.
Teilweise ist es aber auch gerade diese Kürze, die mich bei manchen Themen nach dem Lesen verwirrter zurücklässt, als ich es vor Beginn des Kapitels war.
Diese Themen sind in meinen Augen in der Unterzahl und der hauptsächlich unterhaltende Wert des Buches kommt dabei nicht zu kurz. Man bekommt ein Gefühl dafür, was einen im breiten Feld der Philosophie interessieren könnte oder auch nicht.
Also die Zeit auf dem Klo kann ab jetzt sinnvoll genutzt werden. 😉
Im Übrigen... Man sitzt laut diesem Buch 92 Tage seines Lebens auf dem Klo. 😀
3,5 von 5 KloPhilosophen
Dienstag, 9. Februar 2021
BLOGGER WANTED: Buchgezeiten
Sonntag, 7. Februar 2021
Wolfgang Hohlbein "Thor"
Trotzdem die Schulzeit inzwischen einige Zeit her ist, beschleicht mich bei manchen Büchern auch heute noch dasselbe Gefühl wie in so mancher Deutschstunde. Ein Buch muss für die Schule zu Ende gelesen werden, weil man darüber Arbeiten schreiben soll. Vielleicht rührt mein Drang ein Buch auch heute noch zu beenden aus dieser Zeit oder es rührt daraus, dass ich mir selbst erst dann ein Urteil über ein Buch erlauben will, wenn ich es zu Ende gelesen habe. Oder es ist eine Mischung aus beidem. Doch wie schreibt man eine Rezension über ein Buch, dass man offensichtlich nicht verstanden hat?
Wolfgang Hohlbein ist wie Stephen King ein Künstler, der dem Leser bis ins Kleinste in seine Welt zieht. Es gibt oftmals wenig Platz für einige Interpretationen, denn das Bild, was im Kopf beim Lesen entsteht, ist so detailliert, das kein weiterer Spielraum offen bleibt.
"Thor" ist der erste Teil der Asgard-Saga und Wolfgang Hohlbein nimmt den Leser mit in eine Zeit und an einen Ort, der nicht mehr viel mit unserer Welt gemein hat.
Weite kahle Flächen, die im Schnee zu versinken drohen, eine Welt der Mißgunst und des dauerwährenden Zweifels tut sich dem Leser auf, während er sich durch den 900-seitigen Band liest.
Als Thor zu Beginn des Buches zu sich kommt, kann er sich an nichts erinnern. Rein gar nichts. Seine Vergangenheit liegt in der Dunkelheit und dies ist ein wesentlicher roter Faden des Buches. Immer wieder trifft er auf Menschen, Menschen, die Gefühle bei ihm auslösen. Ist es ein Erkennen? Oder ist es reine Sympathie? Es geschehen seltsame Dinge in seiner Gegenwart. Wölfe tauchen wie aus dem Nichts auf und ein Volk überfällt die Menschen, um sie zu ihren Untertanen zu machen.
Mit vielen Fäden beginnt Wolfgang Hohlbein eine eigene Geschichte um die nordische Sagenwelt, die aber um viele eigene Elemente erweitert wird. Viele der Fäden bleiben für mich zum Ende des Buches hin lose, was aber auch darauf zurückzuführen ist, dass die Saga auf mehrere Teile ausgelegt war. Doch in sich gibt es viele Elemente, die mich beim Lesen verwirren. Hohlbein erzählt seitenlang über gewisse Geschehnisse, deren Bedeutungen sich mir nicht schließen und daher meinen Lesegenuss hemmen.
Seine Art zu schreiben ist dabei trotzdem sehr beeindruckend, mit Worten entstehen Welten. Welten, die noch nie eine Mensch erblickt hat und die einem trotzdem wie ein Foto einer existierenden Realität anrühren.
Saga, Fantasie und eine Spur mittelalterliches Gefühl werden in diesem Buch zu einer eigenen Welt kreiert, die man betreten kann, wie man wieder herauskommt, bleibt ungewiss.
2,5 von 5 Donnerschlägen
Gleiches Buch, andere Rezi? Hier lang: Thorti's Bücher Blog
Donnerstag, 4. Februar 2021
Autoreninterview Darius H. Hamudi
Hallo zusammen.
Wieder habe ich mich auf die Suche nach einem interessanten Autor gemacht und habe jemand Nettes gefunden, die mir meine Fragen beantworten möchte.
Wie beeinflussen uns unsere Taten und wie gehen wir im Alltag damit um?
Unser heutiger Autor zeigt auf, dass uns gewisse Ereignisse selbst nach langer Zeit noch im Arbeitsalltag begleiten und wir so gar nichts dagegen machen können.
Herzlich Willkommen, Darius H. Hamudi.
Wie kamst du zum Schreiben?
Ich beobachte meine Umwelt und habe immer irgendwelche Ideen im Kopf. Manche verfliegen, andere verdichten sich immer weiter. Dann fange ich an zu recherchieren. Und wenn sich über Wochen und Monate etwas zusammengebraut hat, schreibe ich es in relativ kurzer Zeit runter. Es ist einfach unglaublich befriedigend, wenn dann der fertige Text vor mir liegt und aus der Idee eine Geschichte geworden ist. Das literarische, kreative Schreiben hat mich schon immer begleitet. Das ist Teil meines Lebens, sonst würde mir etwas fehlen.
Wodurch wurde die Idee zu "Banksternovelle" ausgelöst?
Mehrere Studierende waren als Soldaten in Afghanistan stationiert und haben mir am Rand des Unterrichts von den Absurditäten ihrer Einsätze erzählt. Einer hatte richtig viele Leute kommandiert und fand sich nach Dienstzeitende als Wachmann im Objektschutz wieder, mit zwei Mann unter sich. Zur selben Zeit habe ich mich für den VWL-Unterricht mit der Finanzkrise von 2008 beschäftigt. Besonders die Casino-Mentalität im Investment- Banking fand und finde ich skandalös. Das hat sich in meiner Fantasie automatisch zusammen gefügt: Der Afghanistan-Veteran steht vor der Bank und sorgt für Sicherheit, aber drinnen fährt ein junger Investment-Banker das Institut vor die Wand.
Welcher der Hauptcharaktere ist dir persönlich am ähnlichsten und warum?
Hm, eigentlich keiner. Ich erzähle nicht gerne von mir. Überhaupt mag ich Literatur gar nicht, die Nabelschau betreibt. Mir macht es Spaß, mich in meine Figuren einzufühlen wie ein Schauspieler. Ich habe mal gelesen, dass Robert De Niro sich exzessiv auf seine Rollen vorbereitet. Ich mache das im Prinzip genauso, allerdings nur mental. Das ist ein Spiel mit Identitäten. Der Trader Raimund ist auch ein Spieler. Aber ihm geht es nicht um Kunst oder Wahrheit, sondern um Geld. An Manderscheid gefällt mir seine Sorgfalt und sein Verantwortungsbewusstsein. Sinzig und Sedelmayr sind meine beiden Buffo-Figuren. Ich spiele zwar auch gerne Schach und esse ab und zu mal eine Rosinenschnecke, aber das ist nicht mein Lebensinhalt.
Warum muss die Geschichte in Frankfurt spielen, damit sie so funktioniert und die entsprechende Wirkung auf den Leser hat?
Ich habe mal jemanden aus dem Rhein-Main-Gebiet getroffen, der hat gesagt, er komme aus Bankfurt. Frankfurt ist der wichtigste Finanzplatz in Deutschland und Sitz der EZB. Wo sollte meine Banksternovelle sonst spielen? In der Schulzeit habe ich mal beim Börsenspiel der Sparkasse mitgemacht. Ich habe mit meiner Gruppe vollkommen unseriös für das ganze Spielgeld hochspekulative Optionsscheine gekauft. Pädagogisch wertvoll finde ich das im Rückblick nur bedingt. Jedenfalls sind wir damit auf dem dritten Platz gelandet und durften stilecht im damals brandneuen ICE mit über 200 Stundenkilometern nach Bankfurt brausen und durch eine Glasscheibe die Händler auf dem Parkett bestaunen. Das ist eine völlig eigene Welt. Ein Kapitel der Banksternovelle heißt „Boys in the Bubbles“. Das bringt es auf den Punkt. So ähnlich heißt ein Song von Paul Simon, aber da sitzt ein Boy in einer Bubble. In Bankfurt schäumen die Jungs viele Blasen auf.
Welcher ist dein Lieblingsort in Frankfurt?
Das ist schwer zu sagen, ich habe mehrere eindrucksvolle Erinnerungen an Frankfurt. In der Vorbereitung der Banksternovelle habe ich mal einen ausgedehnten Spaziergang durch das Bankenviertel unternommen, habe mir die Hochhäuser angesehen und war sehr beeindruckt von dieser Architektur der Macht. Es war schon dunkel und die Gebäude wurden durch Scheinwerfer illuminiert. Da müssen Beleuchtungskünstler am Werk gewesen sein, Lichtarchitekten.
Alle Börsenspiel-Gewinner haben damals in der Helaba gemeinsam zu Mittag gegessen. Die Kantine lag ziemlich weit oben, und der Ausblick war einfach unglaublich. Diesen Ort hatte ich vor dem geistigen Auge, als ich das Kapitel „Die Quadratur des Schnitzels“ geschrieben habe. Der Trader Raimund trifft dort seinen Vorgesetzten. Anstatt ihn zu kontrollieren und die Risiken zu beschränken, schneidet er gewissenhaft sein Schnitzel in kleine Vierecke und erhöht dessen Limits.
Lokalkolorit ist heute in Büchern oft ein wichtiger Aspekt. Wie schaffst du es, das in dein Buch einzubringen und den Leser gedanklich durch die Straßen wandern zu lassen?
Du meinst bestimmt den Novellenanfang, den kleinen Park hinter dem Turm. Den gibt es in Wirklichkeit gar nicht. Vielleicht gibt es ihn doch, aber ich kenne ihn nicht. Ich brauchte aus dramaturgischen Gründen eine Grünfläche, anhand der ich zeigen konnte, dass Manderscheid völlig traumatisiert aus Afghanistan zurückgekehrt ist und noch immer in Kriegs- und Bedrohungsszenarien denkt. Dieser fiktive Schauplatz fühlt sich für mich allerdings genauso real an wie die Orte, an denen ich schon gewesen bin. Beim Schreiben habe ich die Szenerie die ganze Zeit sehr lebhaft vor dem inneren Auge. Wahrscheinlich teilt sich das beim Lesen mit. Es freut mich, dass du in Gedanken einen Spaziergang durch Frankfurt unternehmen konntest.
Dankeschön [auch an dich] für das Interview. Alles Gute für „Sarahs Lesereise“ und noch viele inspirierende Expeditionen, wünsche ich dir. :)
Damit ist das Interview leider schon vorbei. Ich hoffe, es hat euch genauso gut gefallen, das Interview zu lesen, wie es mir gefallen hat, mit Darius das Interview zu führen. Unter dem Label "Autoren-Donnerstag" könnt ihr noch einmal das gesamte Interview nachlesen.
"Danke" Darius, für die Zeit, die du dir für die Antworten genommen hast und "Danke" an euch, dass ihr euch die Zeit fürs Lesen genommen habt.
Die Fotos hat der Autor selbst zur Verfügung gestellt.
Gitta Edelmann "MacTavish & Scott - Ein Cupcake für den Mörder"
Nachdem die beiden Damen MacTavish und Scott in ihrem ersten Fall gut zusammen gearbeitet haben, lag nichts näher als eine gemeinsame Detektei zu gründen und obwohl die Detektei noch in den Kinderschuhen steckt, können sich die beiden Damen vor Aufträgen im zweiten Band kaum retten.
Eine Überprüfung einer Nanny, eine verschwundene Studentin und auch Scotts private Angelegenheiten spielen wieder eine Rolle.
Doch trotz der ganzen Fälle liegt Finola der Fall ihrer Freundin Laurie näher, denn sie steht unter Mordverdacht...
Kurzkrimis, wie diese Reihe, zeichnen sich dadurch aus, dass die Handlung schnell vorankommt. Die Personen werden nicht so sehr ausgeschmückt, wie es bei längeren Krimis der Fall ist.
Als Cosy crime hat das Buch auch eine sehr humorvolle Seite, da es ja schon seltsam anmutet, jemanden mit einem Cupcake zu ermorden.
Eine gehörige Portion Augenzwinkern gehört schon dazu, wenn man das Buch liest.
Eine nettes kleines Buch für zwischendurch, wenn man sich an einem geruhsamen Samstag Nachmittag mit einer Tasse Tee unterhalten lassen möchte.