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Donnerstag, 5. September 2024

Autoreninterview Ute Zembsch

Hallo zusammen.
Heute stelle ich euch eine Autorin vor, die sich völlig in ihrer Zeit verliert: Ute Zembsch

(Bild: Ute Zembsch (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Ich wuchs mit Büchern auf, schrieb aber nur für mich kurze Texte oder Gedichte. Das änderte sich mit unserem Mittelalterverein und den Pen-and-Paper-Abenteuerrunden, die sich daraus entwickelten. Ich spielte über einen längeren Zeitraum begeistert eine Kriegerin, die 2013 unbedingt eine Hintergrund-geschichte in Romanlänge verdiente. Dabei merkte ich, wie viel Spaß mir das Schreiben bereitet, und widmete mich erst einem historischen Fantasyroman, ehe ich das Henkersweib verfasste.

Diese Woche ist dein neues Buch "Der Stab der Seherin" erschienen. Erzähl ein bisschen über die Entstehungsgeschichte des Buches.
Frauen stehen bei meinen Romanen im Vordergrund, denn über sie wird kaum etwas in den Geschichtsbüchern erzählt. Mir drängte sich auf, den ersten Feldzug des Frankenkönigs Karl im Jahr 772 aus Sicht einer Sächsin zu schildern. Aber nicht irgendeiner, was gewiss mit meiner nordisch-schamanischen Ausbildung zu tun hat. Mein Mann und ich besuchten Obermarsberg, wo damals die Eresburg und die Irminsul standen. Es fühlte sich richtig an, genau diese Frau zu Wort kommen zu lassen, die berichtet, welchen Schrecken die Franken über die Sachsenstämme gebracht hatten.

Wie sehr unterscheidet sich das Arbeiten an einem Einzelband und einer Trilogie?
Trilogie? *grins* Ich arbeite gerade an Band 4. Vielleicht führe ich auch mein Spielweib und meine Seherin in weitere Abenteuer. Ich plane meine Romane als umsichtiger Mensch so, dass sie zunächst einzeln stehen können. Nachdem das Henkersweib gut ankam, schrieb ich die Fortsetzung. Jeder Folgeband zieht weitere Recherchen mit sich, aber die Charaktere werden immer vertrauter, wie Freunde. Ich muss weniger überlegen, wie die Figuren in der entsprechenden Szene authentisch reagieren. Bei einem neuen Roman brauche ich eine Weile, bis ich sie wirklich kenne.

Warum hast du dir das Mittelalter für deine Geschichten ausgesucht?
Bereits in der Schulzeit war Geschichte mein Lieblingsfach. Besonders das Mittelalter und die Antike begeistern mich sehr. Statt wer wann gegen wen kämpfte, finde ich den Alltag viel interessanter, über den ich auch in Social-Media-Beiträgen und Blogartikeln berichte. Und ich rücke die Frauen von damals -bekannte und unbekannte- mehr in den Fokus. Je mehr ich über meine Lieblingsepoche herausfinde, desto lebendiger wird sie für mich. Das größte Lob für meine Romane ist die Glaubwürdigkeit und es toll zu finden, nebenbei etwas über das Mittelalter zu erfahren. Ich möchte zudem zeigen, dass ein schlichteres Leben mit engerer Verbindung zur Natur lebenswert ist, sowie mit beliebten Irrtümern aufräumen.


Wie wichtig ist es für dich und deine Geschichten, dass du das Mittelalter lebst?
Sehr wichtig, denn so kann ich mich viel tiefer in die Epoche, das Leben in dieser und die Gedankenwelt der damaligen Menschen einfühlen. Für diese Menschen waren teilweise andere Werte oder Vorstellungen real, die ich in meinen Romanen als alltäglich einbinde. Dass ein Herr mit seinen Leibeigenen tun durfte, was er wollte, war zu dieser Zeit normal und wurde von allen anerkannt – heute sieht es anders aus.

Hast du in deinen Geschichten einen Lieblingscharakter?
Meine Haupt- und Nebencharaktere finde ich alle einzigartig, zumal ich sie als eigenständige Individuen darstellen möchte. Mich für nur eine Figur zu entscheiden, fällt da schwer, ich mag einige sehr gerne. Meist fühle ich mich mit der jeweiligen Hauptfigur sehr eng verbunden, da ich aus ihrer Perspektive erzähle und so in ihrem Kopf bin.

Wo kann man dich demnächst lesen hören und sehen?
Mitte September 2024 findet das Literaturfestival in Weinheim statt und ich darf an dem Samstag meine „Seherin“ vorstellen. In Planung ist auch eine Lesung in einer kleinen Bücherei ein paar Ortschaften von mir entfernt. Schau einfach auf meine Homepage, dort stehen die Lesungstermine.

Nachdem ihr Ute kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:

autorin.utezembsch.de/
instagram.com/utezembsch

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview.  

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