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Donnerstag, 15. August 2024

Autoreninterview spezial Jessica Marquardt

Hallo zusammen.
In meinem Autoreninterview spezial habe ich dieses Mal Jessica Marquardt zum Thema Illustrationen befragt.

(Bild: Jessica Marquardt (privat), Grafik: Maximilian Wust)

Wie bist du zum Zeichnen gekommen?
Ich male schon immer gerne, als Kind, als Teeny und auch heute noch. Mein Glück war wohl, dass meine Eltern bereits früh viele Lobpreisungen ausgestoßen haben, wenn die kleine mal wieder irgendwas gekritzelt hat. Was sich in meinen 20ern und 30ern verändert hat, war der Anspruch an mich selbst, besser werden und lernen zu wollen. Wie alle Künstler, habe ich mir Vorbilder gesucht und diese eingehend studiert um meinen eigenen Zeichenstil zu entwickeln. Ich liebe meine Buchprojekte in Kooperation mit den Autoren, aber am Ende entscheidet doch der Autor oder Verlag über seine Protagonisten - am liebsten arbeite ich an meinen eigenen phantastischen Figuren, die einer ganz anderen Welt entspringen. Dabei erzählen die Bilder ihre eigene Geschichte und jeder Betrachter hat dazu eine andere Fantasie.

Sorry, aber die Frage muss sein. Wie kam es zu dem Namen "Knödellustration"? 
KNÖDELLUSTRATION ist ein Kunstwort für meine eigenen Werke, welches vor ca 10 Jahren entstand. Damals fragte ich mich, wie ich eine gewisse Niedlichkeit mit Illustration verknüpfen könnte um den Zeichnungen der kleinen frechen Wesen einen ausdrucksstärkeren Genre-Begriff zu geben. Im Freundeskreis etablierten wir irgendwann das Verb knödeln als ein Synonym für eine herzliche Umarmung. Da schien es logisch darauf zurück zu greifen. 
So werden Fotos von Freunden zu Karikaturen durch "verknödeln" und besonders niedliche Charaktere als "knödellig" bezeichnet. Es hat sich einfach "verselbstknödelt". Aber die Quintessenz daraus ist, ausnahmslos jeder mag Knödel - es gibt ja auch eine Fülle an schmackhaften Varianten auf dem ganzen Globus, von Semmelknödel bis Goyza aus Japan erfreuen sich die Teigtäschen und Bällchen großer Beliebtheit. Und dank ihrer Formenvielfalt sind sie so wandelbar and dennoch immer knuffig, harmlos und soooo lecker! Somit könnte man sagen sind Knödellustrationen knuffige Snacks für den Phantastik-Hunger.
 
Wie gelingt dir als Naturwissenschaftlerin der Spagat zwischen Realität und Phantastik?
Ich war schon immer ein großer Fantasy-Film und Buch Fan und später auch noch mehr Science-Fiction. Die Science in Sci-Fi ist wohl einer der Verknüpfungspunkte mit meiner naturwissenschaftlichen Ausbildung. Während des Studiums (Umweltwissenschaften) muss man so einige seltsame Begriffe aus Boden- und Pflanzenkunde lernen, einer dieser Begriffe, der mich bis heute nicht loslassen will ist "Graswurzelfilzmoder" - eine Humusform. Das Wort inspirierte mich zu 
4 Charakteren, die ich bis heute leider noch nicht in einer Geschichte umsetzen konnte. Aber im Schreiben liegt auch definitiv nicht meine Stärke. Ich glaube die nüchterne Wissenschaft und im Allgemeinen die Geschäfts- und Arbeitswelt in Bürojobs und mit Exceltabellen ist für die meisten Menschen nicht die Erfüllung ihrer Berufung, sondern Mittel zum Zweck. Was uns aus dem Alltag herausholen und Abenteuer erleben lässt sind die Geschichten aus anderen Welten, die uns träumen lassen, so geht es mir jedenfalls. Ich nutze die Malerei und Illustration als Gegenpol zum Alltäglichen.

Ich kann mir vorstellen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ein Buch zu illustrieren. Wie läuft bei dir der Entscheidungsprozess ab?
Ich bin ein Dinosaurier was das angeht, ich arbeite nur rein analog, Papier, Stift und Pinsel - fertig. Grundlage sind zunächst die Figuren und ihre Umgebung. Autoren haben manchmal recht genaue Vorstellungen von einer Szene, die es gilt umzusetzen. Beim ersten Gespräch lege ich meine Ideen und Vorschläge zu bestimmten Passagen vor und versuche diese mit den Vorstellungen des Gegenübers abzugleichen. Das klingt simpel und ist es zuweilen auch, so findet man im Austausch den gemeinsamen Nenner und wo die Reise hingehen soll. Danach starte ich mit rudimentären Bleistiftskizzen und je nach Feedback werden diese verfeinert. Das hat sich bei meinen Projekten bewährt. Aber ich will mich nicht dem digitalen Zeichnen verschließen, daher übe und lerne ich nebenbei auch viel und verbinde manchmal eine digital Nachbearbeitung von analogen Arbeiten.
 
Womit illustrierst du am liebsten? 
Ich liebe Aquarell- Farben. Sie sind wunderbar unkompliziert und können, in Schichten aufgebaut zum Leuchten gebracht werden. Die Zeichnung selbst mache ich mit schwarzen Finelinern und setze dann mit einem weißen Stift noch Highlights. Aber ich experimentiere auch gern mit Kreiden und Mischtechniken oder den Papierstrukturen, das kann ein Bild sehr lebendig machen.
 
Welches phantastische Wesen liegt dir am meisten?
Ich kann mich nicht entscheiden! Trolle sind auf jeden Fall in den Top 10, ich mag ihre verdutzen Gesichtsausdrücke und ihr schlichtes Gemüt. Aber ich erfinde auch gerne neue Mischwesen denen ich selbst Flügel, Hörner und Fell geben darf, sie entspringen meiner Fantasie und - das klingt wahrscheinlich etwas verrückt - sie wachsen mir einfach sehr ans Herz, wenn ich sie male.
 
Was unterscheidet dich von anderen Illustratoren?
Um ehrlich zu sein kenne ich keine Illustratoren. Ich habe bisher immer direkt mit Autoren zusammen gearbeitet, das ist eine sehr persönliche Ebene, ich könnte mir vorstellen dass das bei anderen nicht der Fall ist. Gerne würde ich auch über den Bereich Kinderbuchillustration hinaus Kooperationspartner kennenlernen, die Lust haben ein Phantastik-Werk für Erwachsene mit meinen Arbeiten umzusetzen, das wäre mein Traum. 
Als Leser haben mich schon so manche Buchcover davon abgehalten, eine Geschichte zu lesen und mich gelehrt, dass das man sich davon niemals abhalten lassen sollte. Ich gehe davon aus, dass ein Verlag einen Zweck verfolgt, wenn er bestimmte Illustrationen auswählt - manchmal denke ich mir, dass das mit ein bisschen mehr Herz und Humor passieren dürfte. Aber das ist nur meine persönliche Präferenz. Ich habe einfach meine eigenen Erfahrungen gesammelt und für mich festgelegt, dass ich es liebe meinen Humor und eine gewisse Situationskomik mit in die Szene einzubauen und aus den grinsenden Gesichtern und dem Feedback der Besucher meiner Ausstellungen entnehme ich, dass ich da einen Nerv treffe. Das Leben ist ernst genug.


(Illustration: Jessica Marquardt, Bild wurde für das Interview von ihr zur Verfügung gestellt.)

Nachdem ihr Jessica kennengelernt habt, könnt ihr hier mehr über sie erfahren:
facebook.com/Knoedellustration
instagram.com/gnomenfrau

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen und freut euch auf das nächste Interview. 

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