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Donnerstag, 30. März 2023

Demian Lienhard "Mr. Goebbels Jazz Band"

Man lernt bekanntlich nie aus und so kann ein Buch über ein Thema, bei dem man sich vermeintlich gut auskennt, den Leser sehr überraschen.

Deutschland zur Zeit des zweiten Weltkrieges: Während die Propagandamaschine läuft und läuft, kommt es zur Gründung einer eher ungewöhnlichen Band: Mr Goebbels Jazz Band. Ihre Auftritte werden im Auslandsradio speziell nach Großbritannien gesendet und mit aktuellen Nachrichten und Vermisstenmeldungen unterfüttert. Lord Haw-Haw moderiert die Show und ist federführend auch dafür zuständig, dass der Schweizer Schriftsteller Fritz Mahler über diese besondere Band ein Buch schreiben soll. Denn die Band besteht aus bekannten Musikern, die sonst keine Auftritte bekommen würden. Was das bedeutet, dürfte jedem klar sein. Über mehrere Jahre werden die Band und auch der Schreibprozess begleitet und es zeigt sich, dass neben dem Krieg auch ganz andere nahezu alltägliche Probleme die Protagonisten bedrücken und heimsuchen.

Mit seinem zweiten Buch legt Demian Lienhard den Fokus auf Stück Geschichte, welche nicht jedem allzu geläufig sein dürfte. Vieles ist sehr nah an der Realität gehalten, sodass beim Lesen oft die Frage aufkommt, ob man einen Sachtext liest oder doch einen Roman. Der Erzählstil ist dabei sehr ungewöhnlich gehalten, was beim Lesen dazuführt, dass er zeitweilig sehr sperrig wirkt.
Dabei sind es oft die kleinen, individuellen Entscheidungen oder auch Betrügereien, die manche der Protagonisten beim Leser zunehmend unsympathisch werden lassen und man sich fragt, ob nicht zunehmend sich jeder selbst der Nächste ist. 
Gerade der Abschluss lässt den Leser verwirrt zurück und hallt noch lange nach, denn man bleibt immer wieder an der Frage hängen: Was ist real oder was ist Propaganda?

4 von 5 Bands

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