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Donnerstag, 10. Februar 2022

Robert Thorogood "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbarn"

Miss Marple reloaded oder doch nicht?
Mit ihrer Figur Miss Marple hat Agatha Christie vor Jahrzehnten den Prototyp einer älteren Dame geschaffen, die auf Grund ihrer Menschenkenntnis Zusammenhänge erkennt, die der örtlichen Polizei durchs Raster gehen. Viele weitere Ermittlerinnen hat die Literatur im ähnlichen Stil in den letzten Jahren aus der Taufe gehoben und das vorliegende Buch ist ein erneuter Versuch einer Miss Marple und damit der Versuch Agatha Christie gerecht zu werden.
Judith Potts will eigentlich nur gemütlich eine kleine Runde Themse schwimmen, als ein Schuss auf dem Nachbargrundstück die Luft zerreißt. In Marlow, einem kleinen beschaulichen Dorf, soll es zu einem Tötungsdelikt gekommen sein? Zumal wenn es keine Leiche gibt? Ob Judith mit ihren 77 Jahren doch schon ein wenig senil ist? Die Polizei tut auf jeden Fall nicht viel und Judith sieht sich bemüßigt, selbst zur Tat zu schreiten, selbst als es sich herausstellt, dass nicht bei einem Tötungsdelikt bleibt. Unerwartet wird sie von der Hundesitterin Suzie und der Vikarsfrau Becks bei ihren Nachforschungen unterstützt, denn in einem kleinen Dorf kennt bekanntlich jeder jeden oder doch nicht?
Sprachlich unterhaltsam geschrieben, merkt man dem Buch an vielen Stellen an, was es heißt, wenn ein englischer Autor einen Kriminalroman schreibt. Keine Figur ist perfekt, alle haben ihren eigenen kleinen Spleen und in den entscheidenden Momenten.... regnet es. Vieles unterstreicht das typisch Englische und zeigt, wie ein Mord in einem beschaulichen Dorf vonstatten gehen könnte. 
Aber: Als Vielleser von englischer Kriminalliteratur muss ich sagen, das Rad wird nicht neu erfunden. Kennt man sich ein bißchen in der Welt von cosy crime, mystery crime und Klassikern aus, wird man sehr viele Elemente wiedererkennen und man kommt sich zeitweilig wie bei einem Rezept vor, wie man nehme eine Finte, einen Hering und zaubere hier noch einen Verdächtigen aus dem Hut.
Will sagen, ein Krimi, der für interessierte Neulinge der Kriminalliteratur gelungen ist, da er Einblicke in die diversen Stilmittel gibt. Für Kenner des Genres ist es allerdings zeitweise ein bißchen fad, weil vieles vorhersehbar ist.

3 von 5 Kaffeekränzchen

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