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Donnerstag, 3. Februar 2022

Literaturinterview Henri de Toulouse-Lautrec

Habt ihr euch schon einmal vorgestellt, wie es wäre, wenn ihr eine Romanfigur zu ihren Handlungsweisen befragen könntet? Wenn ihr sie fragen könntet, warum sie etwas in einer Geschichte tut und warum sie sich so verhält, wie sie es tut? Übergange verschwinden, wenn es sich dann noch um eine historische Figur handelt, die wirklich gelebt hat. Also, seid ihr bereit ein Interview zu lesen, was Realität, Historie und Fantasie vermischt? 

Es gibt sich die Ehre: Henri de Toulouse-Lautrec.

1) Wieso setzt du dich so für Noël ein?
Er erinnert mich in mancherlei Hinsicht an mich selbst, als ich in seinem Alter war. Einerseits völlig der Kunst verschrieben, ihretwegen extra aus der Ferne ins pulsierende Paris gekommen und dann irgendwie verloren und rückhaltlos in dieser großen Stadt. Zudem erkenne ich das wahnsinnige Talent des Jungen. Und da er selbst nicht an sich glaubt, muss es einfach jemand anderes tun.

2) Was macht die Faszination aus, auf Montmartre Bilder zu malen?
Montmartre ist ein Schmelztiegel, die unterschiedlichsten und interessantesten Charaktere treffen hier aufeinander. Das Leben der einfachen Leute, der Künstler, der Bohème, der Prostituierten… all dies kann ich auf der Leinwand verewigen. Und natürlich befindet sich mein liebstes Etablissement in Montmartre: das Moulin Rouge. Ein ewiger Quell an Inspirationen für mich.

3) Was machst du, wenn die Muse dich nicht küsst?
Dann gehe ich ins Moulin Rouge, gönne mir einige Cognacs und sehe den hübschen Damen so lange beim Tanzen zu, bis sie mich wieder in ihren weichen Schwingen wiegt.

4) Welches deiner Werke ist ein Meisterstück geworden, obwohl die Qualität der Farben es nicht vermuten ließ?
Das dürfte wohl mein letztes Werbeplakat für eben jenes Etablissement sein. Es zeigt meine sehr geschätzte Louise (und weil es eben sein musste, den hakennasigen Valentin) beim Tanz im Moulin Rouge. Der Druck ist ausgesprochen gut geworden – ganze Heerscharen hat dieses Plakat zu den Tanzbällen ins Moulin Rouge gelockt.

5) Würdest du wieder Künstler werden wollen? Würdest du wieder einen Protegé aufnehmen?
Obwohl ich wegen der Malerei mit einem Großteil meiner Familie gebrochen habe: unbedingt. Ich würde jederzeit wieder Künstler werden wollen. Zur zweiten Frage: Ich fürchte nein. So etwas wie mit meinem lieben Noël… das ertrage ich kein zweites Mal. 

Hier geht es zur Rezension zum dazugehörigen Buch: Selina Schuster - Absinthe

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