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Sonntag, 31. Oktober 2021
Edgar Allan Poe "Unheimliche Geschichten"
Was hat mich an dem Buch gereizt? Die Tatsache, dass Kat Menschik die Illustrationen vorgenommen hat, die Tatsache, dass Fjodor Dostojewski diese Geschichten für seine Zeitschrift "Die Zeit" (1861) auswählte oder doch schlicht einfach der Wunsch, mehr von Poe zu lesen?
Nun, sagen wir mal unentschieden, denn die Bücher von Kat Menschik sind ein wirkliches Kleinod und die Kombination von Dostojewski und Poe kann ja nicht so falsch sein.
Bei den drei Geschichten handelt es sich um "Das verräterische Herz", "Der schwarze Kater" und "Der Teufel im Glockenturm".
Poes Schreibstil hat trotz seines fantastischen Inhalts oftmals eine sehr nüchterne Sprache, was den Leser glauben lässt, er liest eine Zeitung oder zumindest eine Zeitschrift. Die Sprache ist so unaufgeregt, dass man sich als Leser immer wieder vor Augen führen muss, dass es sich um eine Geschichte handelt und nicht um eine Tatsache. Mit dem Ideenreichtum aus dem schaurigen England mit seinen Mythen und Sagen hat Poe einen wunderbaren Grundstock, auf dem er seine Geschichten aufbauen und sich entfalten lassen kann. Selbst in der Kürze der Geschichten schleicht sich die Gänsehaut über den Nacken und die Arme, wenn man von Mördern liest, die sich selbst verraten und so dem Gesetz die Möglichkeit geben Recht zu sprechen. Oder ist es gar so, dass es mehr gibt, als wir uns denken, da der Schreibstil so realistisch anmutet?
Eine schaurig-schöne Zusammenstellung, die sich aber von "Die Morde in der Rue Morgue" schreibtechnisch sehr unterscheidet. Doch ein Autor hat ja bekanntlich mehrere Facetten, die er erst nach und nach dem geneigten Leser offenbart.
4 von 5 Schauern
Tin Fischer "Einer von hundert wird 100"
Sachbücher und gerade Bücher über das Thema Statistik haben es schwer. Viele Vorurteile und Mythen ranken sich um diese Art von Büchern. Sprüche wie "Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast", nicht repräsentative Auswertung "90 % aller Befragten" (im Kleingedruckten steht allerdings, dass nur 40 Personen befragt wurden) und vermeintlich verwirrende Aufmachungen der Auswertung lassen die Statistik gerne als ein Lügengebilde daherkommen, dass man tunlichst ignorieren sollte.
Oder etwa doch nicht?
Fakt ist, eine Statistik ist mehr als nur eine Zeichnung, Skizze oder ein Diagramm. Man muss sich bei der Betrachtung schon die zugrunde liegenden Daten anschauen, welche der Statistiker dem Betrachter auch überschaubar zur Hand geben muss. Fakt ist auch, eine Auswertung muss so aufgebaut sein, dass man sie verstehen kann, ohne einen Abschluss in höherer Mathematik oder einen Professorentitel in höherer Phantastik zu besitzen. Soweit zu den Grundlagen.
Nun wird es schwieriger. Je nach Themengebiet soll die Statistik neben den Informationen auch einen Unterhaltungswert haben, damit man sich mit ihr auch in der Freizeit befasst. Ähm, ja... Da sind mit Sicherheit viele der Bücher über Statistik raus, denn die Statistik bietet eher im Feld der Arbeit und Wissenschaft einen Informationsaustausch als im Privaten. Oder?
Es kommt darauf an. Denn welche Daten würden uns auch im Privaten interessieren? Sicherlich solche, die nichts mit unserer Arbeit zu tun haben, obskure Dinge, witzige Dinge, Dinge bei denen wir Menschen uns untereinander vergleichen. Dinge wie, wie viele Menschen, die ich persönlich kenne, werden 100?
"Einer von hundert wird 100" schafft den Spagat zwischen drögen Zahlen, ausgewählten Informationen und einer innovativen Darstellung, denn eins sei gesagt, Kuchen- und Säulendiagramme sieht man in diesem Buch äußerst selten.
Kostproben über die ausgewerteten Zahlen gefällig? Aber gerne:
- Wie viele Kinder haben imaginäre Freunde
- Wie komme ich am leichtesten zu den Olympischen Spielen?
- Das Leben in Montagen
- Die Rushhour des Lebens
- Warum Morde aussterben
- Altersstereotypen
Wie man sieht ein Buch, das den Leser unterhält und neugierig auf mehr macht. Teils zum Schmunzeln, teils zum Nachdenken, bietet das Buch einen großen Unterhaltungsgehalt und lässt sich auf Grund seiner Struktur über viele Tage lesen oder man blättert immer mal wieder darin, um sich die lustigen oder auch ergreifenden Statistiken von Neuem anzuschauen. Denn so wird Wissen bestmöglich vermittelt, ein eingehendes Bild zu der jeweiligen Statistik sagt mehr als tausend Worte.
5 von 5 Statistiken
Danke an Hoffmann und Campe für das Rezensionsexemplar.
Dan Adams "Three Oaks - Briefe eines toten Mannes"
Colorado, Winter 1879.
Soll man sich in die Probleme von anderen einmischen? Zumal wenn man sich selber dadurch in Gefahr begibt? Allan Kerrish, der eigentlich nur auf dem Weg war und auf Grund des Winters in Three Oaks hängengeblieben ist, könnte es so einfach haben. Da der alte Arzt des Dorfes verstorben ist, könnte er einfach jeden Tag die Tür öffnen und Patienten bedienen, genug zu tun gäbe es auf jeden Fall. Aber nein. Er muss ja alles und jeden vor Unheil bewahren und so reitet er auf gefährlichen Pfaden zurück, um Ash zu warnen und begibt sich gleich darauf auf eine halsbrecherische Klettertour, weil er den Leichnam von Mrs Archers Ehemann versuchen will zu bergen. Sonst hat er ja keine eigenen Sorgen. Nur das er sich immer wieder zwischen die Fronten begibt, denn sein Einsatz für Mrs Archer bleibt natürlich nicht unentdeckt.
Währenddessen kämpft Jones um sein Leben, denn nie ist ein Arzt da, wenn man ihn einmal braucht.
Sprachlich und kulturell rau und derb, erzählt Dan Adams eine Geschichte, wie sie im Amerika nach dem ersten Goldrausch hätte passieren können. Kleine Orte am Rand der Goldminen kamen herunter und die Lebensbedingungen, nun ja, entweder hatte man keine Arbeit, war eine Hure oder man besoff sich. Kein Leben ,das man sich wünschen würde, doch man würde es immer noch dem Tod vorziehen. Auf knapp hundert Seiten führt uns Dan Adams in eine vergangene Welt ein, die ihre eigenen Probleme hatte und die weit rudimentärer waren als unsere heutigen.
Schnelle Szenenwechsel, angepasste Sprache und Verhaltensweisen lassen den Leser in die Welt von Three Oaks eintauchen und dies ist erst der Anfang.
4 von 5 Oaks
Freitag, 29. Oktober 2021
Thomas King "Die Schatten im Wald"
Thumps DreadfulWaters Leben gleicht einem Scherbenhaufen. Die Freundin distanziert sich, sein Auto war in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt und seine Katze lässt ihn zu allem Elend auch noch im Stich. An ein Leben in ruhigen Bahnen ist gar nicht zu denken, da auch noch seine Gesundheit äußerst angeschlagen ist. Da kommt es nicht gut, dass sein kleines Dorf in Kanada gleich von zwei Werbemaßnahmen überrannt wird. Zum einen will das Bürgermeisteramt ein authenischeres Dorf zeigen, was dazuführt, dass alle Bewohner "verkleidet" sein sollen und zum anderen geschieht ein Mord. Denn als eine Gruppe von Fernsehleuten ins Dorf kommt werden alte Fehden aufgewühlt, die in der jetzigen Zeit zu Toten führen. Doch wie hängt das alles zusammen?
Thomas King legt mit seinem zweiten Buch um den Trumps DreadfulWater einen Kriminalroman der etwas anderen Art vor. Sagt man öfters, man hat schon alles gelesen, ist es bei diesem Kriminalroman wirklich so, dass es einige Änderungen zum klassischen Krimi gibt.
Zum einen der Ort der Handlung, in einem kleinen Dorf in Kanada, weit weg von allem anderen leben die Protagonisten und ihre Nachbarn in einer Gemeinschaft, die durchmischt ist, von Kanadiern, Indianern und den Menschen, die vermeintlich zufällig durchs Dorf kommen.
Der kulturelle Hintergrund, durch die Einbeziehung von verschiedenen Bevölkerungsgruppen ergeben sich für das Buch ganz andere Schwer- und auch Konfliktpunkte als in den klassischen englischen Kriminalromanen.
Die Mischung, nicht nur das Dorf, die Fernsehleute und die Vergangenheit spielt eine Rolle, nein, es wird auch viel Bezug aufs Lesen, auf Bücher ansich und auf Filme genommen. Eine Mischung, die mir in dieser Form wirklich noch nicht untergekommen ist.
"Die Schatten im Wald" glänzt durch seine Andersartigkeit und seine vielen Facetten, es geht eben nicht nur um einen Mord, sondern auch um die alltäglichen Probleme, Sorgen und Nöte, das Mit- oder auch Gegeneinander der Menschen und nicht zuletzt darum, wer am Ende des Tages bereit ist zu morden um den eigenen Lebenstraum zu erfülllen.
Anmerkung: Versehentlich habe ich mit dem zweiten Band begonnen. Mehrere Passagen beziehen sich auf Handlungen im ersten Buch, daher würde ich empfehlen mit dem ersten Band der Serie zu starten.
4,5 von 5 Fährten
Mittwoch, 27. Oktober 2021
Andrew Wilson "Agathas Alibi"
11 Tage. Verschwunden. Selbst danach bleibt vieles im Dunkeln oder vielleicht auch nicht?
Selten ist das Lebens eines Autoren so spannend wie das von Agatha Christie. Es ranken sich zahlreiche Mythen um die Tage im Jahre 1926, als sie für 11 Tage verschwand.
Was war passiert?
Was war der Grund?
Mit viel Liebe zum Detail und unter Beachtung der bekannten Tatsachen, Mrs Christie selbst sprach nach den 11 Tagen nie mehr darüber, setzt Andrew Wilson das Puzzle Stück für Stück für den Leser zusammen, doch was ist Realität und was ist Fantasie? Denn eins muss man diesem Kriminalroman lassen, er verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fantasie nur allzu gut.
Nach einem Streit mit ihrem Mann verschwindet die bekannte Schriftstellerin Agatha Christie für elf Tage von der Bildfläche. Liegt es am Tod ihrer Mutter, liegt es an der Affäre ihres Mannes oder ist der Druck, dass sie mit "Der blaue Express" ins Stocken gerät? Oder ist es etwas ganz anderes? Etwa eine Erpressung durch eine schlichtweg notorische Person, die sich vermeintlich in einem von Mrs Christies Büchern wiedergefunden hat?
Andrew Wilson baut seinen Kriminalfall sehr systematisch und strukturiert auf. Er bezieht bekannte Elemente aus Christies Leben in sein Buch ein und erzeugt damit eine Stimmung, die schon fast an ein Sachbuch oder noch eher an eine Biographie erinnert.
Agatha Christie, selbst gebeutelt durch ihre Seele, rutscht dabei als Hauptfigur immer tiefer in die Verstrickungen, die ihr zum einen ihr Erpresser und zum anderen die damalige Zeit auferlegt.
Viele Personen aus Agatha Christies Leben spielen auch in diesem Buch eine Rolle und die zeitliche Geschehen tritt von Zeit zu Zeit ebenfalls in den Vordergrund.
Ein ungewöhnlicher Kriminalroman mit einer realen Person, die selbst Autorin war, im Scheinwerfer des Interesses lässt den Leser in bester Hercule Poirot Manier mitraten, denn zum Schluss ist es wie immer nicht so wie es schien.
4 von 5 Schriftstellern
Dienstag, 26. Oktober 2021
BLOGGER WANTED: Daisys Kind of magic
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Arno Strobel "Sharing"
Markus und Bettina führen ein schönes Leben, mit ihrer Firma "Kern & Kern Carsharing" nutzen sie das Interesse der Menschen an Klimawandel und Umweltschutz, um den Menschen die Möglichkeit zum Teilen von Autos zu gewähren. In einer Stadt wie Frankfurt am Main eine wahre Goldgrube. Dazu vermieten sie auch Wohnungen im Frankfurter Einzugsgebiet, sodass Wohnungen am Wochenende Dank Sharing nicht leerstehen. Eine Win-Win Situation für alle. Zumindest vermeintlich.
Bis zu dem Abend an dem Bettina nach dem Sport noch etwas Trinken gehen will und nachts nicht nach Hause kommt. Markus erhält einen Anruf, er solle sich eine Seite im Darknet anschauen, wenn er wissen wolle, was mit seiner Frau passiert sei. Was er dort zu sehen bekommt, verschlägt ihm den Atem.
Als kurze Zeit später auch noch seine Tochter Leonie verschwindet, ist er dem Rande einer Ohnmacht nahe und der Entführer beginnt ein perfides Spiel. Finde deine Tochter und ihr wird nichts geschehen, doch spielt der Entführer wirklich richtig?
Arno Strobels Thriller zeichnen sich durch ein ausgeklügeltes, psychologisches Kopfkino aus. Viele Situationen zeigen, wie fragil doch der menschliche Geist und auch die menschlichen Beziehungen sind und wie schnell sich jemand, der sich auf Manipulation und Bosheit versteht, in die Köpfe der Menschen bringen kann.
Stück für Stück wird dem Leser die Gewissheit genommen, dass er wüsste, worum es hier geht, warum eine Person so handelt, wie sie handelt. Der vermeintliche gute Charakter wird immer und immer wieder getriezt, nur um sich schlussendlich die große Frage zu stellen, bin ich doch so böse, wie mich alle sehen?
Spannung und Irritation gibt es bis zu den letzten Seiten, denn Arno Strobel hat immer noch eine Wendung im Ärmel, die er seinem Leser erst zum Schluss preisgibt und dann fragt man sich "Will man alles teilen"?
4 von 5 Autos
Dienstag, 19. Oktober 2021
BLOGGER WANTED: Linda_liest
Alter: 31
w/m/d: weiblich
Lieblingsgenre: (Horror-)Thriller, Liebesromane, Fantasy & New Adult
Lieblingsautor: Jack Ketchum, Joy Fielding, Arno Strobel, Harlan Coben & Andreas Winkelmann
Wie bist du dazu gekommen, Rezensionen zu schreiben? Wie bist du dazu gekommen, einen Blog zu starten?
Es hat mich jahrelang geärgert, dass ich mir zu wenig Zeit fürs Lesen nehme. Ich brauchte einen Anreiz mir endlich bewusst mehr Zeit dafür einzuräumen, schließlich macht es so viel Freude, entspannt und lässt einen in vollkommen andere Welten eintauchen. Also startete ich mit meinem Buchblog "Linda liest". Seitdem lese ich deutlich mehr und habe viele tolle Menschen kennengelernt. Der Buchblog ist einfach zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden, den ich nicht mehr missen möchte.
Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht?
Da kann ich gar kein konkretes Buch benennen. Dazu haben viele absolut unterhaltsame Bücher ihren Beitrag geleistet. Vielleicht konnte die Shopaholic-Reihe von Sophie Kinsella mein Lesefieber aber am meisten entfachen. Bei keinem anderen Buch wie dem ersten der Reihe habe ich so herzlich gelacht.
Was ist für dich das schwerste daran, wenn man Rezensionen schreibt?
Die ersten Jahre als Buchblogger fiel mir das Schreiben von Rezensionen unglaublich schwer. Manchmal fand ich ein Buch einfach nur gut, konnte jedoch keinen konkreten Grund dafür nennen. Dann habe ich Stunden mit der Rezension verbracht und war doch kein Stück zufrieden. Mit der Zeit hat sich mein Rezensionsstil aber stark verändert, hat zunehmend eine bestimmte Form angenommen, so dass ich jetzt verschiedene Elemente "abarbeiten" kann (z.B. Spannungsbogen und Konstruktion der Story, Charaktergestaltung - und - entwicklung, ...).
Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen?
Das ändert sich bei mir jedes Jahr, manchmal sogar monatsweise. ;) Im Moment empfehle ich gerne "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig, ein kurzer philosophischer Roman, der dem Leser in einer charmanten Story verpackt zeigt, dass man mit seinem Leben und dem, was man hat, zufrieden sein kann und sollte.
Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest?
Unterschiedlich. Bei meinen Lieblingsautoren anhand der Namen. ;) Bei anderen Büchern entscheide grundsätzlich nachdem Lesen des Klappentextes. Ein gut gestaltetes Cover kann zwar meine Aufmerksamkeit erregen, aber wirklich überzeugen und zum Kaufen animieren, kann mich nur ein fesselnd formulierter Klappentext.
Würdest du jedes Buch lesen, was dir ein Verlag zur Verfügung stellt oder was ein Freund dir empfiehlt?
Hier lautet die Antwort: Definitiv nein. Es gibt zu viele gute Bücher, um jede Empfehlung (auch von Freunden) oder (nicht abgesprochene) Zustellung durch einen Verlag zu lesen. Was ich lese, entscheide ich nach Lust. :)
Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen?
Mittlerweile schreibe ich tatsächlich für jedes meiner gelesenen Bücher Rezensionen. Ich lese durchschnittlich allerdings auch "nur" vier Bücher im Monat. Für manche Blogs mag das wenig sein, für mich ist das bereits eine tolle Leistung. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich vor dem Buchblog kaum gelesen habe.
Sonntag, 17. Oktober 2021
Benoit Dahan "Im Kopf von Sherlock Holmes"
Habt ihr schon einmal erlebt, dass ein Buch maßlos eure Erwartungen übertroffen hat? Ihr wünscht euch so sehr, dass es gut ist und dann haltet ihr es in Händen und ihr seid einfach nur sprachlos? Glücklich dieses Buch in Händen zu halten, es zu entdecken, zu erforschen, es zu genießen?
Seitdem ich auf Instagram diesen Comic im Französischen entdeckt habe, habe ich mein Umfeld genervt, dass ich dieses Buch haben will. Ich wollte es einfach haben, der Erscheinungstermin konnte gar nicht früh genug kommen und als es erschien und ich es nicht bestellen konnte, war ich mehr als enttäuscht. Doch dann kam es und schon mit dem ersten Aufschlagen war ich gefangen. Gefangen "im Kopf von Sherlock Holmes". Ich habe schon viele Comics gelesen, sehr viele, aber so etwas ist mir in den ganzen Jahren noch nicht untergekommen.
Sherlock Holmes ermittelt in London im Jahr 1890 in einem, sagen wir, Vermisstenfall. Ein Kollege von Dr. Watson kommt verwirrt in die Baker Street, völlig derangiert und erzählt den beiden von einer Straße auf der er des Nachts umhergestreift ist, ohne sich zu erinnern, wie er dort hingekommen ist. Ein mysteriöses Ticket findet sich bei ihm zuhause und lenkt Holmes und Watson auf die Spur eines besonderen Magiers. Es gilt schnell zu handeln, denn mindestens eine weitere Person scheint von den Ereignissen betroffen zu sein und Holmes setzt alles daran, das Rätsel um das Ticket zu lösen.
Selten habe ich solange gebraucht, um einen Comic zu lesen. Die Gestaltung, die Details, die Konzeption, alles grenzt an ein wunderschön gestaltetes Wimmelbild. Hier eine Anmerkung, dort ein Detail, hier ein "Verhaltenshinweis", dort eine Karte. Neben der eigentlichen Geschichte gibt es soviel in dem Buch zu entdecken, dass man das Buch kaum umblättern oder gar zur Seite legen will. Bei soviel Liebe zu den einzelnen Seiten geht einem Buchliebhaber und Comicbegeisterten einfach nur das Herz auf.
Wer die Verfilmungen gesehen hat, wird sogar einige Details hiervon im Comic wiederfinden und auch geschichtliche Aspekte kommen nicht zu kurz. Auf 97 Seiten hat der Autor eine eigene Sherlock Welt erschaffen, die sich einfügt in die klassische Literatur sowie in die moderne Filmwelt.
Jetzt muss ich aufhören, ich muss noch ein bißchen schwärmen...
6 von 5 Sherlock Holmes
Samstag, 16. Oktober 2021
Mary Ann Fox "Je stiller der Tod"
Eine Weihnachtsgeschichte im Oktober? Kann zu dieser Jahreszeit denn wirklich schon die richtige Stimmung aufkommen, zumal ich die letzten Jahre mich eher an Scrooge annähere, als mit Stechpalmenzweigen die Wohnung zu schmücken?
Ja, die Stimmung kann aufkommen, denn wer meinem Blog schon etwas folgt, wird festgestellt haben, dass ich die Serie um Mags Blake bis zum aktuellen Band gelesen habe und das sogar sehr gerne.
Die Reihe um Mags Blake ist in meinen Augen ein Kleinod unter den cosy crimes, da es Lokalkolorit, menschliche Beziehungen und das bekanntlich "typisch englische" von seiner schönsten Seite zeigt.
Sicherlich gibt es einen übergreifenden Rahmen, aber die Fälle sind in sich abgeschlossen und so kann der geneigte Leser zu dem Band greifen, der ihn am meisten interessiert und mit diesem seine Bekanntschaft mit Mags machen. Ich wette, es bleiben einige bei der Serie hängen. 😀
Der aktuelle, siebte Fall spielt kurz vor Weihnachten. Mags und ihr Mann Sam haben ihr Cottage zu ihrem Zuhause gestaltet und als eine Freundin von Mags sie für eine Einrichtungszeitschrift vorschlägt, wird das Zuhause in ein nostalgisches Heim verwandelt. Kerzenschein und alte Spieluhren, Kränze und Tischgestecke, überall duftet es nach Weihnachten und es ist einfach nur heimelig.
Ein kalter Wind rauscht über das Cottage, als der Fotograf und die Redakteurin angekommen sind und still und leise bringt er Schnee und Eis mit sich. An eine Heimfahrt ist nun kein Denken mehr. Doch am nächsten Morgen wachen nicht mehr alle Menschen auf und Mags muss sich fragen, wer von ihren Freunden einen Menschen umbringen könnte.
Eingerahmt wird der Krimi mit Auszügen aus Charles Dickens "Eine Weihnachtsgeschichte", welch wunderbare Symbiose.
5 von 5 Scrooges
Dienstag, 12. Oktober 2021
BLOGGER WANTED: Kapitel11
m/w/d: Weiblich
Lieblingsautor: Carsten S. Henn und Leo Born
Lieblingsautorin: Agatha Christie; Meike Werkmeister und Mila Summers (dies ändert sich zu weilen 😉)
Wie bist du dazu gekommen, Rezensionen zu schreiben? Wie bist du dazu gekommen, einen Blog zu starten?
Im Jahr 2015 wurde bei mir Multiple Sklerose diagnostiziert. Obwohl ich aus der Gesundheitsbranche komme, hat mich diese Krankheit völlig aus der Bahn geworfen. Seit 2016 arbeite ich nicht mehr, sondern widme mich ganz meiner Familie. Aber irgendetwas fehlte mir: eine Aufgabe, eine tägliche Routine – neben dem Mutter-Dasein! Mein Mann war es dann, der mich auf die Idee brachte einen Blog zu schreiben! Aber ich hatte keine Lust den 100-millionsten Mamablog zu schreiben! Und über meine Krankheit schreiben wollte ich auch nicht! „Du liest doch viel, schreib doch über Bücher“! Das war DIE zündende Idee und so startet ich meinen Blog, dem mein Mann seinen Namen gab! 😊
Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht?
Es war nicht direkt ein Buch, sondern eine Autorin: als ich 6 war bekam ich einen Agatha Christie – Krimi in einer Kinderversion geschenkt! Seitdem war und bin ich Feuer und Flamme für Krimis und spannende Geschichten! Meine Nase steckte immer in Büchern, da sah und hörte ich nichts von meiner Umwelt! 😉
Welches Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt, hat dich so beeindruckt, dass du ihm 5 Sterne gegeben hast?
Das ist das Buch „Haus der Monster“ von Danny King! 😊 2018 habe ich das erste Mal bei der All Hallow´s Read Tour von Tanja Karmann mitgemacht und im Zuge dessen brauchte ich ein Grusel-/Horrorbuch. Aber so etwas besaß ich gar nicht!😔 Ich suchte damals in meinem Kindle nach einem geeigneten Buch und fand eben jenes! 😊 Ich liebe es nach wie vor! Seitdem trau ich mich hin und wieder in dieses Genre!
Was ist für dich das schwerste daran, wenn man Rezensionen schreibt?
Nun, man möchte den Autor bzw. die Autorin auf keinen Fall verletzen. Aber wenn ich Rezensionen schreibe, dann ehrliche! Meine Kritiken, die ich übe, sind immer konstruktiv! Rezensionen helfen dem Autor, gewisse Dinge besser zu machen, gerade wenn viele Leser etwas nicht gut fanden. Aber es muss klar deutlich werden, WAS das Problem ist. Dazu braucht es nicht viel, nur einen anständigen Charakter! 😉 Ich führe auch immer an, was gut war! Aber natürlich schreibe auch ich lieber Rezensionen über ein Buch, welches mich vom Hocker gerissen hat!! 😊
Würdest du jedes Buch lesen, was dir ein Verlag zur Verfügung stellt oder was ein Freund dir empfiehlt?
Nein, ich lehne Bücher auch schon mal ab! Sei es, dass mich das Genre, das Buch an sich nicht anspricht oder weil ich noch zu viele andere Rezensionsexemplare/ Bücher zu Hause liegen habe!
Das fällt mir auch nicht immer leicht, aber man muss als Blogger schon im Blick haben, inwieweit man alles geschafft bekommt! 😉
Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen?
Im Prinzip JA! Außer, dass Buch ist sooo schlecht, dass es nicht wert ist, auf meinem Blog zu erscheinen! Ist aber bisher nur einmal vorgekommen!
Welches gehypte Buch war für dich persönlich ein Flop?
Das war das Buch von Stale Solbacken „Durch die Nacht“! Was habe ich mich beim Lesen aufgeregt!! Den Hype, vor allem in seinem Heimatland Norwegen, konnte ich partout nicht nachvollziehen! Recherchen meinerseits ergaben, dass sich der Autor wenige Monate nach Veröffentlichung dieses Buches das Leben nahm… Für mich war dieses Buch der reinste Hilferuf und niemand hat´s bemerkt?! Seitdem steht es als Mahnmal in meinem Regal, denn egal wie schrecklich ich das Buch fand, dem Autor gebührt mein tiefstes Mitgefühl und das Wenigste, was ich tun kann, ist sein Buch zu behalten! Denn immer, wenn ich es sehe, weiß ich, dass Depression eine unglaublich beschissene Krankheit ist und die Gesellschaft dafür mehr sensibilisiert werden/ sein sollte!
Montag, 11. Oktober 2021
Christoph Grimm "Bibbernacht"
Die Tage werden kürzer. Die ersten Male haben wir den morgentlichen Nebel bereits betrachten können. Die perfekte Zeit, um sich mit Gruselgeschichten auf die Winterzeit einzustimmen.
Mit 23 "Gänsehaut-Geschichten" überrascht die Anthologie von Christoph Grimm den Leser in mehrerlei Hinsicht. Die Anthologie ist im Gegensatz zu seinen anderen Anthologien eher für das jüngere Publikum ausgelegt, was allerdings nicht heißt, dass dem erwachsenen Leser nicht auch der eine oder andere Schauer über den Rücken läuft und bei dem Quietschen einer Tür verschreckt das Buch aus der Hand fallen kann.
Mehrere Geschichten fußen auch auf den eigenen Kindheitserinnerungen, Mutproben gilt es zu bestehen (unter anderem das Buch bis zum Ende zu lesen 😉), leere Häuser zu erkunden und auch wer einen Hang zu Friedhöfen hat, kommt bei der Anthologie nicht zu kurz.
Aber, bei all den Schauergeschichten, die man im Lauf seines Lebens schon gelesen, wie einfallsreich ist es, eine Geschichte aus der Sicht eines Geistes zu schreiben, der sich vor den Menschen fürchtet? Oder wie kreativ ist es, wenn die Geister die Hilfe der Menschen brauchen, um wieder richtig spuken zu können?
Oder auch aktuelle Themen: Der Herausgeber ist mit einer Geschichte über eine Dämonenapp im beschaulichen Großbritannien dabei und lässt den Leser "bibbern", wie man von seinem eigenen Handy terrorisiert werden kann, ganz großes Kino.
Nostalgie, ein leichter Schauer, Witz, eine Spur Traurigkeit und ganz viel Liebe zum Detail weisen alle Geschichten aus. Wer hier richtige Gruselgeschichten erwartet, wird als Erwachsener sicherlich enttäuscht, aber wer eine Zeitreise in seine Jugend und die entsprechenden Winter machen möchte, kann auch als Erwachsener getrost zu der Anthologie greifen, denn ein jeder Leser findet sich in der einen oder anderen Geschichte wieder und wenn die Geschichten einen nicht zum Gruseln bringen, dann doch zumindest zum Bibbern oder eventuell auch einmal zum Schmunzeln.
4,5 von 5 Kürbisköpfen
Dienstag, 5. Oktober 2021
BLOGGER WANTED: savian_lesefuchs
w/m/d: männlich
Lieblingsgenre: fantasy
Lieblingsautor: J.R.R. Tolkien
Wie bist du dazu gekommen, Rezensionen zu schreiben? Wie bist du dazu gekommen, einen Blog zu starten?
2016 hatte ich ein Umfeld, in dem sehr wenige Menschen gelesen haben. Ich wollte Kontakte knüpfen um mich über mein liebstes Hobby auszutauschen, also habe ich einen Bookstagram- Account gestartet.
Welches Buch hat dein Lesefieber entfacht?
Das war "Der kleine Hobbit", den mir mein Papa im Grundschulalter vorgelesen hat.
Welches Buch, welches nicht aus deinem Lieblingsgenre stammt, hat dich so beeindruckt, dass du ihm 5 Sterne gegeben hast?
Das war zuletzt "Ausweglos" von Herni Faber. Ein wahnsinnig guter und spannungsreicher Thriller.
Was ist für dich das schwerste daran, wenn man Rezensionen schreibt?
Die vielen Eindrücke und Emotionen, welche ich während dem Lesen habe in Worte zu fassen.
Welches Buch würdest du einem anderen Leser ans Herz legen?
"Die Bücherdiebin", weil es ein unglaublich berührendes Buch ist, welches direkt ins Herz eines jeden Bibliophilen trifft.
Wonach wählst du die Bücher aus, die du liest?
Ich bin ein klassischer Coverkäufer 😅😂 aber der Klappentext ist dann doch das Zünglein an der Waage.
Würdest du jedes Buch lesen, was dir ein Verlag zur Verfügung stellt oder was ein Freund dir empfiehlt?
Nein, ich bin mittlerweile sehr wählerisch geworden.
Auf welchen Autor bist du auf Grund deines Bloggens aufmerksam geworden?
Das waren vor allem Selfpublisher wie Greg Walters und Sam Feuerbach.
Schreibst du für jedes Buch, das du liest, Rezensionen?
Nein, manchmal kann ich meine Gedanken zu einem Buch kaum in Worte fassen.
Welches gehypte Buch war für dich persönlich ein Flop?
Die ganze Shadowhunter Reihe von Cassandra Clare ist für mich leider gar nichts...ich habe es mehrfach versucht, aber es kann mich einfach nicht abholen.
Neugierig geworden mit welchen Bloggern ich sonst noch in Kontakt stehe?