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Samstag, 31. Juli 2021

Ellen Barksdale "Tee? Kaffee? Mord! Der Puppenmörder von Hunter's Grove"


In der nunmehr 17. Folge von "Tee? Kaffee? Mord!" hält der Winter Einzug in Earlsraven. Das gesamte Gebiet von Hunter's Grove ist zugefroren und schon meldet sich eine Frau, die behauptet, sie hätte eine Leiche bei Hunter's Grove entdeckt. Mit großen Gerät macht sich Constable Ronald auf den Weg, nur um festzustellen, dass es sich um eine menschengroße Puppe handelt. In großer Gruppe wird darüber diskutiert, was einen Menschen dazu bewegen könnte, Puppen in einem zugefrorenen See zu versenken, als sich die Möglichkeit auftut, dass es schon einmal einen solchen Fall gegeben hat und es damals später auch eine Leiche gab. Doch wird es dazu auch hier kommen?
Die Gemeinschaft aus Earlsraven ist den Lesern aus den bereit 16 vorigen Folgen bekannt und in einem kleinen Dorf gilt ja freilich das Prinzip "Jeder kennt jeden". Für jemanden, der erst jetzt in die Serie einsteigt, sind so viele Personen anfänglich ein wenig verwirrend, aber die Autorin schafft es über dezente Hinweise zu erklären, wer mit wem wie im Verhältnis steht. Neben Constable Ronald ermitteln Louise und Nathalie als Detektive mit und geben dem Leser durch ihre charmante Art das gemütliche Gefühl eines Cosy Crime. Mit der dazugehörigen Portion Witz und diversen Nebenschauplätzen wird der Leser auf gut 160 Seiten nett unterhalten und man bekommt einen guten Eindruck von dem englischen Landleben und seinen Marotten. Ein typischer Kurzkrimi im Agatha Christie Stil, allerdings ohne das große Finale wie bei Hercule Poirot, lässt die Lesezeit schnell verfliegen und den Leser auch das ein oder andere Mal schmunzeln.

3,5 von 5 Teebeuteln

Arthur Conan Doyle "Sherlock Holmes Kanon"

Den gesamten Kanon eines Autoren, oder zumindest den bekanntesten Teil, am Stück zu lesen, hat schon etwas von einer Herausforderung. Einzutauchen in eine ganz eigene Welt, verschachtelt und verschlungen, wie es die Zeit so mit sich brachte, zu wissen, dass die Zeit über die der Autor schreibt, seiner eigenen sehr nahe ist, dass er die Plätze kennt, welche er in seinen Geschichten benutzt, er die Dinge so gesehen hat, wie er sie später beschreibt. Die von mir gelesene Ausgabe umfasst knapp 2.100 Druckseiten. Seiten, auf denen eine Ikone aufersteht und die Literatur beeinflusst und das bis in die heutige Zeit.
Natürlich ist es schwer zu sagen, wie sich die Literatur ohne Sherlock Holmes entwickelt hätte, aber wenn man sich mit den Autoren beschäftigt, weiß man, dass Agatha Christie von Arthur Conan Doyle inspiriert war. Hätte sie ihre Bücher geschrieben, wenn es Sherlock Holmes nicht gegeben hätte?
Alle anderen Autoren, die auf dem Prinzip des Detektiv-Gehilfe-Gespann aufbauen, wären sie auf ihre Ideen gekommen, wenn sie nicht vorher Sherlock Holmes gelesen hätten?
Heutzutage wirken die Geschichten um Sherlock Holmes, Dr. John Watson und die wechselnden Polizisten seicht und nicht wirklich spannend, wenn man dagegen die blutigen Thriller oder anderweitigen Krimis liest, aber man bedenke, die Bücher erschienen vor über hundert Jahren. Probleme, die in den Büchern besprochen werden, waren real passiert und Arthur Conan Doyle war mit seiner Detektivarbeit der wirklichen Polizeiarbeit in Systematik und Struktur weit voraus. Nicht von ungefähr kommen die "Profis" zu Sherlock Holmes, der seine eigenen Experimente, Studien betreibt und auch kurze Abhandlungen schreibt, weil es das alles einfach zu dem Zeitpunkt noch nicht gibt.
Also was bedeutet es, einen solchen Kanon zu lesen?
Sicherlich sind nicht alle Geschichten gleich gut, das steht hier auch nicht zur Debatte. Man merkt, dass Arthur Conan Doyle seinen Detektiv zwischendurch so richtig satt hatte und es kommt ja auch nicht von ungefähr, dass er mehrere Jahre mit dem Schreiben pausiert hat.
Doch der Kanon ist mehr als eine Aneinanderreihung von 4 Romanen und 56 Kurzgeschichten, der Roman spiegelt die viktorianische Zeit und gerade das englische Leben wider. Regeln, über Regeln, Etikette und ganz viel Contenance sind die Steckenpferde, womit Sherlock Holmes sein Geld verdient. Kompromittierende Fotos hier, ein Verfolger dort, gestohlene Diamanten, alles das darf nicht in die Zeitung oder auch erst recht nicht, dürfen Papiere in die Hände von fremdländischen Agenten kommen. Die Vielfalt der Probleme, der sich Sherlock Holmes gegenüber sieht, sind mannigfach und selbst ein vermeintlich kleines Problem, kann sich zu einem Superschurken erwachsen, damit Sherlock Holmes einen würdigen Gegner hat.
Mal lustig, mal wehmütig, werden in dem Kanon, aber auch nur die Erfolge des Detektives geschildert, die Misserfolge bleiben in dem bewussten Depeschenkoffer, bis sie ein neuer Autor für eine Pastiche ans Tageslicht befördert und so ist Sherlock Holmes bis heute hier. Unter uns.

Ferdinand von Schirach "Gott"


Wem gehören wir Menschen? Der Gesellschaft? Der Kirche? Oder letztlich doch uns selbst?
Wer darf entscheiden, wie wir unser Leben führen? Wen wir lieben, was wir mögen, was uns begeistert? Und in letzter Konsequenz, wer darf entscheiden, ob wir sterben dürfen?
Regelmäßig hört man in der Bahn die Durchsage "Es kommt zu Verspätungen. Es gab einen Personenschaden." 
Ein Mensch wollte aus seinen eigenen Gründen heraus, nicht mehr leben. Doch durfte er das selbst entscheiden?
"Gott" führt uns anhand eines Theaterstücks vor, welche Faktoren bei einer Selbsttötung mit hineinspielen. Der eigene Wunsch, das Leben zu beenden, steht im Widerspruch zu dem kirchlichen Denken und auch gesellschaftlich ist die Selbsttötung nicht moralisch anerkannt. Wie das Theaterstück aufzeigt, hat sich in den letzten Jahren von seinen der Rechtslage einiges geändert. Sodass ein Mensch sich selbst töten darf, ohne verurteilt zu werden, aber er darf keine Hilfe erhalten.
Ein Kirchenvertreter, ein Mitglied des Ethikrats, ein Rechtssachverständiger verhandeln in einem fiktiven Gerichtssaal darüber, ob Richard Gärtner sich das Leben nehmen darf. Nach eingehender Prüfung will er nicht mehr auf der Erde wandeln. Von ihren jeweiligen Standpunkten aus, zeigen die Sachverständigen auf, was kirchlich, gesellschaftlich und rechtlich gegen Gärtners Wunsch spricht. 
Ihre jeweiligen Argumente, ihre Fragen und auch der Gedanke, ob es jeweils wirklich der Wunsch von Herrn Gärtner oder der gesellschaftliche Wunsch ist, lässt den Leser in seiner eigenen Meinung immer wieder schwanken, selbst wenn man vorher zu diesem Thema eine halbwegs gefestigte Meinung hatte.
Mit knapp 160 Seiten ist das Theaterstück, aufgeteilt in zwei Akte, mit anschließenden fachlichen Stellungnahmen zwar ein kurzes Stück Literatur, aber definitiv eins, was zum Nachdenken anregt. 
Die literarische Form des Theaterstück, Schirachs nüchterne und klare Sprache lassen den Gerichtssaal vor den Augen des Lesers erscheinen und miterleben, was es heißt, wenn das eigene Leben zur Diskussion steht und man keine Macht über die Entscheidung hat.

5 von 5 Paragraphen

Gleiches Buch, andere Rezi? Hier lang: Thorti's Bücher Blog

Donnerstag, 29. Juli 2021

Gitta Edelmann "MacTavish & Scott - Das rätselhafte Medaillon"


"Das rätselhafte Medaillon" ist bereits der vierte Band um die beiden Ermittlerinnen Finola MacTavish und Anne Scott. Die Probleme der Vergangenheit liegen soweit hinter ihnen und bei den beiden spielt sich der Alltag in der Ermittlungsarbeit ein.
Jede der beiden übernimmt in dieser Folge wieder einen eigenen Fall. Anne eine Diebstahlsermittlung und Finola versucht das Geheimnis des Medaillons in Aviemore zu entschlüsseln.
Wie schon die vorigen Bände zeichnen sich die Bände um MacTavish & Scott zum einen durch ihre Kürze und zum anderen durch ihre herzlichen Hauptcharaktere aus.
Neben Anne und Finola ist Lachie als Computerspezialist der dritte Charakter, der in der Serie eine größere Rolle spielt. Immer mit Tee zur Beruhigung zur Hand und gerne strickend anzutreffen, ist er oftmals das verbindende Element zwischen Finola, wenn sie undercover unterwegs ist, und Anne, die sich langsam ihre eigene Fähigkeiten für die Ermittlungsarbeit erarbeitet und verfeinert.
Mit Witz und Charme hat mir diese Folge besser gefallen als die vorige. Mehrere Verwicklungen in beiden Fällen lassen das Ende nicht so schnell erahnen und der Schein trügt in vielerlei Hinsicht.
Ein guter cosy Crime, perfekt für einen Abend auf der Couch nach einem stressigen Arbeitstag.

4 von 5 Rätseln

Dienstag, 27. Juli 2021

Torsten Sträter "Sträters Gutenachtgeschichten"


Horror kommt für mich in den unterschiedlichsten Formen daher. Sei es Grusel, Ekel, Angst, Abscheu oder die schlichtweg die klassische Furcht. Torsten Sträter legt mit "Die gesammelten Horror-Storys" eine Sammlung seiner frühen Kurzgeschichten vor, die nicht wie heutzutage durch Witz und Ironie bestimmt sind, sondern die die Bandbreite der verschiedenen Empfindungen des Horrors darstellen. Dabei variieren die Kurzgeschichten sehr, sowohl in der Länge, als auch inhaltlich, als auch örtlich.
Gemeinsam ist ihnen ein gewisser Hang der Phantastik, manchmal auch zum Übersinnlichen, welches dem Leser den Kopf rauchen lässt.
Sträters Sprache ist dabei sehr direkt, unverschnörkelt, so wie man im Ruhrpott gerne redet.
Seine Protagonisten sind keine Helden, sondern Menschen wie du und ich, die unbeabsichtigt, in die seltsamsten Situationen geraten.
Mit 27 Geschichten und 512 Buchseiten eignet sich das Buch gut als Bettlektüre, wenn man den Schauer vor dem Schlafen gehen denn liebt.
Mir haben die Geschichten unterschiedlich gut gefallen. Eigene fand ich wirklich richtig gut, andere fand ich eher solala. Dazu soll auch gesagt sein, ich bin kein Horrorfan. Mich hatte interessiert, was Torsten Sträter früher gemacht hat.
Eins sei abschließend gesagt, Schreiben kann er, aber für mich ist Horror nicht seine beste Seite.

3 von 5 Gutenachtgeschichten

Montag, 26. Juli 2021

Ben Kryst Tomasson "Sylter Schuld"


Eigentlich könnte Urlaub so schön sein, wenn sich die Verbrecher einmal an die Urlaubszeiten von Kari Blom halten würden. Im mittlerweise sechsten Band um die LKA-Ermittlerin, den Kriminalbeamten Jonas Voss und die Häkelmafia geht es von Anfang an wieder hoch her. Im Rantumer Becken soll eine neue Wellness-Oase eröffnet werden, doch es scheint, als hätten einige Mitarbeiter dort von Anfang an Dreck am Stecken.
So wird Kari Blom (in ihren Augen Gott sei Dank) aus dem Urlaub zurückgeholt, um die Sache vor Ort zu untersuchen. Doch ein Undercover-Einsatz von Kari Blom wäre unvollständig, wenn nicht parallel wieder eine Leiche auf Sylt auftauchen würde.
Also muss auch Jonas Voss sich wieder auf die Suche machen, was die Wasserleiche in diesem Fall sehr erschwert.
Wie immer ohne Kontakt zueinander, müssen die beiden ihre Fälle versuchen zu klären oder hängt doch wieder alles zusammen?
Und warum landet die Häkelmafia komplett im Krankenhaus?
Fragen über Fragen, auf die das Buch Antworten bietet.
Mit viel Lokalkolorit, einer deftigen Prise Humor und einigen "das darf doch wohl nicht wahr sein"-Momenten kommt auf der sechste Teil vornehmlich als humorvoller Krimi daher. Sicherlich sind die Themen tragisch und es sei gesagt, es bleibt nicht bei einer Leiche, aber wenn man die Häkelmafia an Bord hat, kann es nur komisch werden.
Dabei zeigt der Krimi auch sehr deutlich auf, welche Probleme das Inselleben gerade bei polizeilichen Ermittlungen und auch bei der Jobsuche bieten kann.
Ein rundherum gelungener Krimi mit detektivischen Elementen, charmanten Charaktere und eine ordentlichen Portion Seeluft.

4,5 von 5 Undercover-Einsätzen

Sonntag, 18. Juli 2021

C. A. Raabe "E-De@th"


Stell dir es gäbe eine App. Eine App mit der du alles machen kannst. Freunde orten, dein Essen eintragen, deine Fitnessdaten eintragen, Chats beantworten... Plus: Die App berechnet deinen Todestag. Je gesünder du die ernährst, auf je mehr negative Einflüsse du verzichtest, desto länger lebst du. Und eins noch: wage es ja nicht dich zu verlieben. Dann sinkt deine Quote im freien Fall. Wie du weißt, dass dein Tag gekommen ist? Nun ja, der Logarithmus weiß es.
Aber der Reihe nach: In Berlin tauchen kurz hintereinander mehrere Leichen auf. Alle weisen merkwürdige Male im Bereich des Nackens auf. Was für ein Mordinstrument benutzt der Mörder nur, um solche Male zu hinterlassen? Die beiden Polizisten Mike und Marc sind ein wenig ratlos. Als dann auch noch eine weitere Leiche auftaucht, bei der weder in das Opferprofil noch das Tatwerkzeug übereinstimmt, kommen den beiden Zweifel, ob es sich um ein und denselben Täter handelt. Schnell wird eine EG gegründet, die dem LKA unterstellt ist und man versucht die Entwicklung unter Kontrolle zu bekommen. Doch was, wenn man mit so ziemlich allem falsch liegt?
Kapitelweise wechselt in "E-De@th" die Erzählperspektive. In der Vergangenheit erzählt die Hauptfigur ihre Lebensgeschichte, in der Jetztzeit wird hauptsächlich von der Ermittlungsarbeit der beiden Polizisten erzählt.
Doch vieles wird in dem Buch angesprochen, was in der heutigen Zeit als "Problem" gelten kann, Homosexualität, Beziehungen am Arbeitsplatz, Todessehnsucht, Gewichtsprobleme, Internetsucht... Die Hauptfiguren streifen viele der Probleme, um letztlich auf den Höhepunkt des Buches zuzusteuern.

Entsprechend der modernen Thematik ist die Sprache in dem Buch auch sehr "umgangssprachlich" gehalten. Vieles wird versucht modern ausgedrückt, was einem Leser teilweise ein wenig gestelzt vorkommt. Die Idee hinter dem Buch, warum ein Mensch sich so entwickelt, wie er sich entwickelt und auch der Schlussgag sind dem Autor wirklich gelungen, allerdings hat das Buch mich im Ganzen nicht überzeugt. Zu viele Fäden, zu viele Ideen, lenken vom eigentlichen Thema leider ein wenig ab und der Fokus verrückt eher ins Klein-Klein, als dass der grundsätzliche Gedanke hängen bleibt. Das wäre schöner gewesen.

3 von 5 Apps

Christoph Koch "Was wäre, wenn..."


"33 Szenarien, die unsere Welt neu denken", so lautet der Untertitel zu Christoph Kochs Buch. Diese Szenarien waren bereits zuvor als Kolumne in dem Wirtschaftsmagazin brand eins erschienen.
Die Szenarien sind dabei so unterschiedlich wie die menschlichen Interessen und betreffen aber immer einen Großteil der menschlichen Bevölkerung.
Fragen wie "Was wäre, wenn es in Deutschland eine Zuckersteuer gäbe", "Was wäre, wenn die Buchpreisbindung abgeschafft würde" oder "Was wäre, wenn sich die Erde nicht mehr drehte" sind so unterschiedlich, wie sie nur seien können und treffen doch fast immer auf eine breite Masse an klugen Antworten. Auf knapp 180 Seiten versucht der Autor die verschiedenen Themen von Seiten der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Gesellschaft zu beleuchten und sei gesagt, es ist kein leichtes Unterfangen. Auch hält sich der Autor sehr mit seiner eigenen Meinung zurück und versucht objektiv Vor- und Nachteile der jeweiligen Frage zu ergründen, denn um 0815-Fragen handelt es sich eben nicht und wer meint mal eben eine kluge Antwort aus dem Ärmel zaubern zu können, der ist auf dem berühmten "falschen Dampfer". Denn viele der vermeintlich eindeutigen Fragen haben viele Antworten, die man ohne fundiertes Hintergrundwissen gar nicht beantworten kann. 
Eine Antwort, wie "Ist doch klar", würde von großer Arroganz zeugen, denn Christoph Koch zeigt, selbst vermeintliche kleine Veränderungen können globale Auswirkungen haben.
Ein interessantes und wichtiges Buch, das zeigt, dass man nicht zu vorschnell mit seiner Meinung sein und sich gründlich in Zeiten von Fake News informieren soll, bevor man mit der "einfachen Lösung" bei der Hand ist. Ein Buch, was zum Nachdenken anregt und Bereitschaft zu mehr Recherche stärkt, bevor man sich eine einseitige Meinung bildet.

4 von 5 Gedankenexperimenten 

Mittwoch, 14. Juli 2021

Jessica Müller "Tod hinter der Maske"


Eigentlich hatte Charlotte von Winterberg genug von Problemen, als sie vor einer arrangierten Ehe aus ihrem Berliner Elternhaus flüchtet, nur um in London direkt bei einem Giftmord während einer maskierten Spenden-Soiree anwesend zu sein.
Von konventionellen Ermittlungsmethoden hält der leitende Inspector Basil Stockworth nicht allzu viel und so wird Charlotte von Winterberg in den Haushalt des Opfers eingeschleust, um die internen Querelen innerhalb der Familie zu studieren.
Doch das ist nicht so leicht gesagt wie letztlich getan. Das Opfer war kein Kind von Traurigkeit und so stellt sich nicht die Frage, wer überhaupt einen Grund für den Mord hatte, sondern eher wessen Motiv war stark genug.
Dass Charlotte in dem Haushalt in Gefahr gerät und der Inspector alle Fäden ziehen muss, um letztlich einen Erfolg zu verbuchen, sowohl dienstlich als auch privat sei noch erwähnt, aber zuviel darf man bei Detektivgeschichten nicht verraten, denn das Mitraten ist ja eins der wichtigsten Elemente beim Lesen.

Jessica Müller legt mit ihrem ersten viktorianischen Krimi eine schöne Hommage an klassische Detektivgeschichten vor. Ein Polizist und eine vornehmlich private Person mit Geist und Verstand begeben sich in dem ersten Band der Reihe um Charlotte von Winterberg und Basil Stockworth im Jahr 1865 in London auf Verbrecherjagd.
Lokalkolorit, historische Details, eine flüssige Sprache, ein abgerundetes Ende, es gibt nichts, was Jessica Müller hier dem Zufall überlässt. Ein schöner Auftakt in eine neue viktorianische Krimireihe.

4 von 5 Masken

Lars Kepler "Der Hypnotiseur"


Wie schreibt man eine Rezension zu einem Buch, das von vielen gemocht wird?
Beginnen will ich mit dem Ende, denn ich war froh, als ich dort angelangt war. Wenn man nach 2/3 des Buches eigentlich nur will, dass es vorbei ist, dann kann das Ende nicht schnell genug kommen und es war wie das Buch ein Showdown.
Aber der Reihe nach: Nach einem Blutbad in einem kleinen Haus wird der Hypnotiseur Erik Maria Bark zu dem einzigen Überlebenden gerufen. Es handelt sich um den Jungen der Familie und er ist auf Grund der Ereignisse schwer traumatisiert. Obwohl sich Erik Bark vor Jahren geschworen hat, keine Hypnosen mehr durchzuführen, scheint es in diesem Fall keinen anderen Ausweg zu geben, denn es schweben weitere Leben in Gefahr, die es zu retten gilt. Mit dem Kommissar Joona Linna an seiner Seite versucht Erik Bark in den Jungen vorzudringen, ohne zu ahnen, was das für das Leben des Jungen und auch für sein eigenes Leben bedeutet.
Die laufende Geschichte wird innerhalb von ein paar Tagen vor Weihnachten erzählt, Joona versucht das Blutbad aufzuklären und Erik bemüht sich, das Vertrauen des Jungen zu gewinnen. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, desto länger werden die Rückblenden und desto mehr Nebengeschichten werden in die eigentliche Geschichte verwoben.
Und das ist genau der Knackpunkt. Viele der Nebengeschichten müssten für das Buch gar nicht sein, sie betten sich zwar in die Geschichte ein, aber sie sind oftmals für mich nicht von Nutzen gewesen. Die eigentliche Geschichte tritt in meinen Augen zum Ende des Buches hin immer weiter in Hintergrund und verläuft nahezu im Sande, nur um Geschehnisse aus der Vergangenheit Platz zu machen.
Sicherlich für Liebhaber dieses Genres verworren und spannend, aber für mich einfach zuviel des "Guten".

2 von 5 Therapiesitzungen

Sonntag, 11. Juli 2021

Konrad Clever "KloPsychologe"


Vor einiger Zeit habe ich bereits das Zertifikat für die "KloPhilosophie" erhalten, da musste ich natürlich auch den zweiten Band mit dem Thema "KloPsychologe" lesen.
Das Prinzip ist wie bei dem ersten Buch, in 100 Sitzungen, vornehmlich natürlich auf dem bewussten Klo, soll man sich mit dem Thema Psychologie beschäftigen, um am Ende eine Abschlussprüfung zu machen und nach deren Bestehen darf man sich das Zertifikat auf dem Klo aufhängen.
Nun sei gesagt, in 100 Sitzungen kann man kein umfassendes Wissen in Psychologie vermitteln, dafür ist das Feld einfach zu breit. Allerdings bietet das Buch auf Grund seiner Kürze einen Einblick in die verschiedenen Teilbereiche der Psychologie und deren alltägliche Anwendung. 
Warum z.b. werden in Firmen immer dieselben Typen Menschen eingestellt, obwohl schon 21 untätig rumsitzen? Warum ziehen sich gleich und gleich an? Und warum wird bei Psychologie immer, aber wirklich immer, von Herrn Sigmund Freud geredet?
Die Sitzungen erschienen mir etwas kürzer als in dem Philosophie Band, was aber dem Einstieg keinen Abbruch getan hat. Verschiedene Betätigungsfelder der Psychologie werden auf eingängige, oftmals witzige Art und Weise, vorgestellt und auf ihre Alltagstauglichkeit getestet.
Unterteilt in die verschiedenen Bereiche der Psychologie (wie z.B. Tiefenpsychologie, Motivationspsychologie und Organisationspsychologie) begeben wir uns immer wieder gedanklich auf die berühmte Couch und lassen uns in den 100 Sitzungen die unterschiedlichsten Denkansätze präsentieren.
Für psychologisch Vorgebildete bietet das Buch maximal eine witzige Zusammenfassung und richtet sich eher an Neulinge, die einen Einstieg in das Thema suchen. 
Gute Unterhaltung ist wie bei dem ersten Band garantiert.

4 von 5 KloPsychologen