Wem gehören wir Menschen? Der Gesellschaft? Der Kirche? Oder letztlich doch uns selbst?
Wer darf entscheiden, wie wir unser Leben führen? Wen wir lieben, was wir mögen, was uns begeistert? Und in letzter Konsequenz, wer darf entscheiden, ob wir sterben dürfen?
Regelmäßig hört man in der Bahn die Durchsage "Es kommt zu Verspätungen. Es gab einen Personenschaden."
Ein Mensch wollte aus seinen eigenen Gründen heraus, nicht mehr leben. Doch durfte er das selbst entscheiden?
"Gott" führt uns anhand eines Theaterstücks vor, welche Faktoren bei einer Selbsttötung mit hineinspielen. Der eigene Wunsch, das Leben zu beenden, steht im Widerspruch zu dem kirchlichen Denken und auch gesellschaftlich ist die Selbsttötung nicht moralisch anerkannt. Wie das Theaterstück aufzeigt, hat sich in den letzten Jahren von seinen der Rechtslage einiges geändert. Sodass ein Mensch sich selbst töten darf, ohne verurteilt zu werden, aber er darf keine Hilfe erhalten.
Ein Kirchenvertreter, ein Mitglied des Ethikrats, ein Rechtssachverständiger verhandeln in einem fiktiven Gerichtssaal darüber, ob Richard Gärtner sich das Leben nehmen darf. Nach eingehender Prüfung will er nicht mehr auf der Erde wandeln. Von ihren jeweiligen Standpunkten aus, zeigen die Sachverständigen auf, was kirchlich, gesellschaftlich und rechtlich gegen Gärtners Wunsch spricht.
Ihre jeweiligen Argumente, ihre Fragen und auch der Gedanke, ob es jeweils wirklich der Wunsch von Herrn Gärtner oder der gesellschaftliche Wunsch ist, lässt den Leser in seiner eigenen Meinung immer wieder schwanken, selbst wenn man vorher zu diesem Thema eine halbwegs gefestigte Meinung hatte.
Mit knapp 160 Seiten ist das Theaterstück, aufgeteilt in zwei Akte, mit anschließenden fachlichen Stellungnahmen zwar ein kurzes Stück Literatur, aber definitiv eins, was zum Nachdenken anregt.
Die literarische Form des Theaterstück, Schirachs nüchterne und klare Sprache lassen den Gerichtssaal vor den Augen des Lesers erscheinen und miterleben, was es heißt, wenn das eigene Leben zur Diskussion steht und man keine Macht über die Entscheidung hat.
5 von 5 Paragraphen
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