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Samstag, 19. April 2025

Kjell Bohlund "Die unbekannte Astrid Lindgren"

Lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, jeder, aber wirklich jeder, hat schon einmal etwas von Astrid Lindgren gelesen? Oder zumindest etwas von ihr im Fernsehen angeschaut? Pippi, Michel, Ronja, Mio, Karlsson oder die Kinder aus Bullerbü. So viele Welten hat sie in den Zeiten nach dem Krieg erschaffen und auch heute noch sind ihre Bücher gern gelesen.
Doch was steckt hinter "die unbekannte Astrid Lindgren"?
So sehr ich mich mit der Autorin schon beschäftigt habe, bisher war mir ihre weitreichende Rolle bei Rabén & Sjögren im wahrsten Sinne des Wortes unbekannt.
Denn sie war dort nicht eine Sekretärin oder Lektorin. Nein, sie bestimmte mit Hans Rabén, zumindest offiziell, denn inoffiziell entschied sie oftmals selbst, welche Manuskripte angenommen wurden und welche nicht. Sie schaffte diese Arbeit auf halber Stelle, mit zwei Kindern und sie fand nebenher die Zeit zahlreiche eigene Bücher zu schreiben und durchs Land zu tingeln und die neuen Verlagsbücher vorzustellen.
Unglaublich? Ist aber belegt.
Kjell Bohlund hat sich durch Briefe, Texte und anderweitige Korrespondenz von Astrid Lindgren gelesen, sowie einige ihrer Weggefährten interviewt. Unterlegt mit Fotos und Zitaten aus Reden, Briefen und anderweitigen Texten formt er im Buch ein Bild von Astrid Lindgren, welches das bereits bestehende um ein Vielfaches erweitert.
Es war schon ein Drahtseilakt, in dem Verlag, in dem sie selbst veröffentlichte auch für das Verlagsprogramm zuständig zu sein. Doch der überwiegende Teil der Befragten findet ihre Vorgehensweisen mehr als gerecht und Nörgler gibt es leider immer und überall.
Abgerundet wird das Buch durch die Geschichte des Oetinger Verlags. Schon früh nach Verlagsgründung lernen sich Verleger und Astrid kennen und dem Verkauf ausländischer Lizenzen steht nichts mehr im Weg.
Ein wundervolles Buch über Kinderliteratur, Literatur im Allgemeinen, die Nachkriegszeit und über die Buchbranche.

5 von 5 Herausgeberinnen

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