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Montag, 26. August 2024

Seicho Matsumoto "Tokio Express"

Zwei Tote am Strand. Ein Mann und eine Frau. Zwischen ihnen eine kleine, leere Flasche. Alles deutet auf einen Doppelselbstmord hin. Der Mann war in einen Korruptionsskandal verstrickt und sah keinen Ausweg. Doch nimmt der erfahrene Polizist kleinste Unstimmigkeiten wahr und es stellt sich die Frage, geschah alles so oder ist nichts so, wie es scheint?

Mit seinen gut 200 Seiten kommt dieser feine Krimi als strukturiertes Gedankenexperiment daher. Zweifel werden gesät, nur im sie im nächsten Moment zu zerstreuen. Doch bei den zwei unabhängigen Polizisten bleibt immer der Zweifel offen. Immer wieder taucht eine Kleinigkeit auf, die nicht ins Mosaik passt und die Gedankengänge der beiden stört. Wer behält hinterher recht? Oder war alles doch nur ein ganz großes Missverständnis?

Langsam, schon fast gemächlich, baut sich die Spannung in dem Krimi auf, der bereits in den 1950er Jahren erschien. Er ist fern ab von heutigen Thrillern mit ihrer Brutalität und besticht durch Raffinesse und Fingerspitzengefühl.

Natürlich muss man sich auf die Sprache und die entschleunigte Erzählstruktur einlassen. Anfänglich passiert nicht viel und die ersten Misserfolge laden nicht dazu ein, ein Problem oder das geschürte Missverhältnis nachzuvollziehen. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr erkennt man das feine Geflecht, auf dem alles aufbaut. Hier eine Rechnung, da ein vorbeirennendes Paar, alles für sich Kleinigkeiten und doch essenziell.

Ein Krimi zum Mitraten und für einen langen Atem, denn einfach ist es nicht, die Handlungen im Überblick zu halten.

5 von 5 Zügen

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