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Dienstag, 3. Oktober 2023

Theodor Fontane "Auf der Suche"

Kurzgeschichten sind keine moderne Erfindung und sie sind nur bedingt eine Erfindung der englischen Literatur. Denn auch wenn die Engländer sie bis heute besser zu wissen schätzen als die Deutschen, gab es auch schon vor über hundert Jahren Deutsche die Kurzgeschichten schrieben.
Der vorliegende Band von Theodor Fontane fasst erstmals sechs seiner Kurzgeschichten in Buchform zusammen und zeigt, dass auch er schon wusste, was eine gute Kurzgeschichte ausmacht. 
Stimmung, Atmosphäre und gegebenenfalls auch Moral und Anstand in einen kurzen Text zu packen, das kann bekanntlich nicht jeder und so ist ein Fest diese wundervollen, atmosphärisch dichten Texte zu lesen. Sie wirken heute ein bißchen aus der Zeit gefallen, da es viele Dinge aus Fontanes Zeit nicht mehr gibt, aber spätestens der Anhang zeigt, wo damals in den Texten die unterschiedliche Brisanz lag (Stichwort: Kuppelei oder auch Laborant). 
Beim Lesen muss man sich anfänglich auf die Sprache einstellen, denn der Verlag hat glücklicherweise darauf verzichtet, den Text zu modernisieren. Eine Tatsache, die ich bei älteren Texten durchaus begrüße. Man taucht dadurch noch mehr in die vergangene Zeit, ihre Werte und ihre Vorstellungen ein und ist dabei in einer kleinen Zeitkapsel gefangen, die man erst beim Schließen des Buches wieder verlassen muss.
Ein fortwährendes Carpe diem liest sich zwischen den Zeilen und man ist erstaunt, wieviel Anmut in den Zeilen steckt. 
Wer Fontane bereits kennt, findet sehr deutlich seine Art der Kritik wieder und wer ihn nicht kennt, kann ihn in sechs Geschichten kennenlernen.

5 von 5 short stories

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