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Montag, 5. Dezember 2022

Aiki Mira "Neongrau"

Hamburg, 2112. Die Welt ist ein dunkler Ort geworden?
Oder doch schon immer gewesen?
Man erinnert sich nicht mehr allzu gut an die früheren Zeiten, auch wenn viele Probleme noch die gleichen sind. 
Go hat bei der Arbeit einen Unfall und nichts scheint mehr so zu werden, wie es vorher war. Gos Gesundheit ist angeschlagen, die Arbeit kann auf Weiteres nicht mehr ausgeübt werden und es wird eine Krankheit entdeckt, die sofortiger Behandlung bedarf. Doch es ist nicht alles trist.
Gos Welt wird von einem auf den anderen Tag eine viel größere. Das Leben spielte sich nur zwischen Go und dem Vater Tayo ab, doch der Sturz offenbart eine ganz andere Zukunftsversion, als Go sie sich hätte verstellen können. Go braucht einen neuen Job und durch Zufall steht ein Job im Stadion zur Verfügung. Das heißt berühmte Leute kennenlernen, die während das Turnier der Legenden anreisen und viele andere neue Erlebnisse, doch zugleich zerfällt das alte Leben in tausend Mosaike.
Denn Gedanken, die Handlungen der anderen und die Gesundheit beschleunigen Entscheidungen und Zweifel, die im Grunde genommen Zeit bräuchten, doch Zeit ist relativ und niemand besitzt sie - es ist ein Trugschluss.
Mit dem zweiten Roman Neongrau befeuert Aiki Mira die Synapsen der Leser in einer Tour. Die Kapitel sind kurz gehalten, die Szenen wechseln in einem Tempo hin und her, die dem Leser zu Anfang eigenes abverlangen. Wer hier leichte Lektüre mit ein bisschen Dystopie und Cyperpunk erwartet, der wird spätestens nach zwanzig Seiten merken: Hier geht es um mehr - wesentlich mehr. Denn das Turnier und die Virtual Reality sind nur kleine Bausteine, die Aiki benutzt um die Welt im Jahr 2112 zu bauen. 
Miseren gibt es an allen Ecken und Enden; sei es das Klima, die Akzeptanz der Menschen untereinander, Drogen oder schlichtweg auch der Terror. Alles findet in dem Roman seinen Platz und seine Daseinsberechtigung, denn die Menschheit hat in den 90 Jahren vielfach nichts dazugelernt. Man kreist um die gleichen Themen und Aiki schafft es die heutige Stimmung nuanciert in die Zukunft zu katapultieren. Keine Szene wirkt überzeichnet, alles ergänzt sich zum großen Ganzen. Es sind die kleinen Stellschrauben, das Menschliche, was in der ganzen Technisierung den Ausschlag zum Erfolg oder zur Katastrophe gibt. 
Aiki zeichnet teilweise in düsteres Bild, was die Welt betrifft, aber die zwischenmenschlichen Beziehungen leuchten dafür in allen Neonfarben, die es gibt. Das Neongrau verbindet die beiden Elemente zu einem und zeigt - strahlen kann jeder - auch das Grau.

4 von 5 VR-Anzügen

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