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Sonntag, 7. August 2022

Petra Dittrich "Meine Inselbuchhandlung"

Sind die Arbeitstage eines Lesenden schwer (und er befasst sich nicht hauptberuflich mit Büchern), kann der Gedanke aufkommen, wie schön es wohl sein würde, wenn man einen eigenen Buchladen hätte.
Für die meisten Menschen bleibt dies ein lang gehegter Traum, Petra Dittrich hat sich ihn auf Rügen erfüllt. Dabei erzählt sie in ihrem Buch, dass es keineswegs eine Entscheidung im zarten Teenageralter war, die sie Buchhändlerin werden ließ. Kurz nach dem Mauerfall hieß es, runter von der Insel und ab nach Berlin. Eine Weile ging das gut, dann kehrte sie kurzzeitig nach Rügen zurück, um im Anschluss ihr Glück in Hamburg zu versuchen. Einige Zeit war sie hier glücklich, doch die Position zwischen Angestellten und der Geschäftsleitung war nicht ihr dauerhafter Wunsch und so kehrte sie abermals zur Insel zurück ... und blieb. 
In Gingst hatte sie weit ab vom mondänen Binz ein Ladenlokal gefunden und richtete sich dort mit ihren Bücher und mit ihrem gesamten Leben in der darüberliegenden Wohnung ein. Dass das Leben Veränderungen (gute und schlechte bekanntlich) bereithält, ist hinlänglich bewiesen und so hat sie seit der letzten Rückkehr auch auf der vermeintlich kleinen Insel viel erlebt.
Sie hat sich einen Laden aufgebaut, der nicht nur die Blockbuster verkauft, sondern vornehmlich Bücher, die die Leserschaft begeistern sollen. Lesungen wurden gehalten, vergrößert, eine Katze ging verloren, wie das Leben so spielt und alles in ihrem kleinen Laden.
Sprachlich ist das Buch und seine Buchvorschläge gut zu lesen und man fühlt sich zeitweilig, als würde man der Autorin beim Kassieren über die Schulter schauen oder sie beim Organisieren einer Lesung beobachten. Doch manchmal fehlte mir ein bisschen etwas. Der Teil, bis sie die Buchhandlung eröffnet, ist für ihre Geschichte sicherlich wichtig, aber mir bei der Kürze des Buches ein wenig zu lang. Das Zwischenmenschliche steht oft im Vordergrund und doch hatte ich ein bisschen mehr "Insider"-Geschichten speziell aus dem Laden gewünscht (sicherlich gibt es solche Passagen, ich hätte nur gerne davon gelesen).
Um einen Einblick, in die Welt einer Buchhändlerin zu erhalten, ist das Buch geeignet und die Sprache tut ihr übriges, dass man als Leser das Wohlgefühl einer kleinen Buchhandlung spürt.

3,5 von 5 Buchhandlungen

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