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Montag, 23. August 2021

Astrid Keim "Das verschwundene Gold"


Historische Romane führen dem Leser vor Augen, aus welchen Lebensumständen wir uns in die heutige Zeit entwickelt haben. Sicherlich darf nicht jedes Wort für bare Münze genommen werden, da einige Bereiche des Romans erfunden oder zumindest an die Handlung des Romans angepasst sind, allerdings sind ja auch Sachbücher nicht immer objektiv, denn bekanntlich schreibt ja der Sieger die Geschichte nieder.
"Der Frankfurter Fettmilch-Aufstand 1612-1616", so der Untertitel des Buches, beschäftigt sich mit der Stadt Frankfurt am Main und den Menschen, die dort wohnen. Denn obwohl es bereits das Bürgertum und die Zünfte gibt, herrscht immer noch die Macht des Adels, die Macht des Kaisers und sonstige höherstehende Personen über das kleine Volk und somit über die breite Masse der Frankfurter Bevölkerung. Viele Menschen sind verschuldet, viele sitzen im Schuldgefängnis oder müssen sich bei den Juden Geld zu Wucherzinsen leihen, da die Stadt keine Darlehen mehr an ihre Bevölkerung vergibt. Doch warum ist das auf einmal so?
Vincenz Fettmilch, Zunftmeister der Zuckerbäcker, ist einer der Menschen, die das Elend seiner Mitbürger nicht länger ertragen will. Mit mehreren Freunden beschließt er, dass die Stadt Frankfurt als seine Stadt nicht weiter die Augen davor verschließen darf, wie schlecht es großen Teilen ihrer Bevölkerung geht. Doch Vincenz Fettmilch kämpft nicht nur gegen Adel, Klerus und Kaiser, sondern auch innerhalb der Bewegung kommt es mit der Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen, wie radikal die Bewegung verlaufen soll.
Doch wer wird letztlich obsiegen?

Viele Themen aus dem Buch sind auch heute noch brandaktuell. Wann muss man aufstehen, um etwas zu ändern, wann muss man sagen, so geht es nicht mehr weiter? Wieviel Leid muss man für die richtige Überzeugung auf sich nehmen und wann ist es einfach genug?
Auffällig im Gegensatz zu anderen historischen Romanen sind die kurzen Sätze und eine leicht zugängliche Sprache. Der Leser muss sich nicht auf die Sprache der damaligen Zeit einstellen, sondern das Buch ist in einer heutigen gebräuchlichen Sprache verfasst. Auch auf Dialekte, Sprachunterschiede zwischen den Ständen hat die Autorin bewusst verzichtet, was sie in den Anmerkungen auch erläutert. Nun könnte man meinen das Lokalkolorit leide darunter, aber weit gefehlt. Bei den Wegen durch die Stadt wird der Leser an die Hand genommen, er weiß, wo er ist, wann etwas passiert und er hat die Szenerie vor Augen. Natürlich nur, soweit es die Orte heute noch in Frankfurt gibt.
Ich habe das Buch gelesen, als ich in Frankfurt war und habe auch einige Plätze heute noch wiederentdeckt, ohne bewusst nach ihnen zu suchen. Die Autorin beschreibt die Stadt so anschaulich, dass man an manchen Stellen die gut 400 Jahre Unterschied kaum bemerkt.
Wichtig für Menschen, die an Fakten interessiert sind, zum Schluss des Buches, gibt es eine ausführliche historische Einordnung.

Solide 4 von 5 Zunftmeistern 

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