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Sonntag, 1. August 2021

Annette Dittert "London calling"


Für uns Menschen auf dem Kontinent sind die Engländer schon immer ein merkwürdiges Völkchen gewesen. Die auf ihrer Insel... Die, die immer noch glauben, sie sind eine Weltmacht. Die einen Spleen haben... Die Traditionen hochhalten und denen Traditionen über alles gehen... Die nur die Vorteile von Europa wollen, aber eigentlich nicht zu Europa gehören wollen...
Letztlich ist für die Europäer auf dem Kontinent der Brexit keine Überraschung gewesen, da die Engländer immer anders waren als wir. Oder?
Annette Dittert kommt im Jahr 2008 als ARD-Korrespondentin nach London, um über die Engländer und ihre Politik zu berichten. Sie ist auch noch vor Ort als der Brexit in die heiße Phase geht und auch noch als die ersten Europäer nach der Entscheidung die Segel streichen. 
Doch was ist Englisch? Was heißt es Engländer zu sein? Und warum sehen ein Teil der Engländer zu diesem Zeitpunkt den Brexit als die Antwort auf all ihre Probleme?
Annette Dittert beleuchtet in ihrem Buch die verschiedensten Bereiche der englischen Kultur. Sei es, dass sie die Portobello Road besichtigt, sei es, dass sie sich mit Michael Bond über seinen berühmten Bären unterhält. Sie trifft die Leute auf der Straße, schaut sich ihr Leben an und berichtet darüber. 
Menschen wie du und ich; Prince Charles sieht sie nur aus der Ferne und doch trifft sie den Bauern, dessen Leben Prince Charles nachhaltig verändert hat.
Sie trifft Brexit-Befürworter, Brexit-Gegner und solche, die erst Befürworter waren und nun anders denken. Doch das Buch bleibt nicht beim Thema Brexit. Durch die verschiedenen Kapitel scheint durch, warum es zum Brexit kam, wie der Engländer früher gelebt hat und wie er heute lebt. 
Immer nah an den Menschen schreibt sie, wie das Land eine Veränderung durchgemacht hat und wieso die Menschen an einen Brexit glauben wollten.
Dabei erzählt sie auch über ihr eigenes Leben in London, auf ihrem Hausboot in Little Venice. Welche Menschen sie zu ihren Freunden zählt und warum sie eigentlich in London bleiben will.
Mit einer klaren, sachlichen Sprache (die man wohl annehmen muss, wenn man länger in England weilt) erzählt Anette Dittert von den verschiedenen Begebenheiten während ihrer Zeit in England. Auf 270 Seiten entsteht im Kopf des Lesers ein Eindruck, warum die Engländer manchmal so sind, wie sie sind, und warum die Engländer sich von der EU enttäuscht fühlen. Das Buch wertet in dem Punkt nicht, es zeigt aber die verschiedenen Meinungen auf und stellt sie in Zusammenhang mit realen Fakten, die bei einer persönlichen Beurteilung manchmal ins Hintertreffen geraten. Ein Buch, was dem Leser die Kultur Englands nahe bringt und versucht zu erklären, dass nicht alle Engländer Snobs sind.

4,5 von 5 Hausbooten

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