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Dienstag, 29. November 2022
Eveline Helmink "Handbuch für miese Tage"
Es gibt diese Tagen, die schon mies beginnen, aber auch im Tagesverlauf können Ereignisse geschehen, die einem den Tag vermiesen.
Man ist schlecht drauf, man kann sich nicht motivieren, man sitzt in einem tiefen Loch.
Ist das schlimm?
Viele Ratgeber versuchen das Leben besser und diese Art von Tagen aus dem Leben zu verbannen, doch ist dies zu einfach und oftmals zu leicht gedacht. Man kann schlechte Tage nicht völlig vermeiden. Die Frage ist: Wie geht man damit um?
Die Autorin hat in ihrem Buch, welches als Sachbuch konzipiert ist, einen interessanten Weg gefunden. Sie erzählt, wann die miesen Tagen in ihrem Leben Einzug hielten und dass die klassischen Ratgeber nur die halbe Wahrheit sind.
Enttäuschung, Niederlagen und Verlust sind ein Teil des Lebens, was sie in ihrem Buch immer wieder zurecht betont und doch gilt es, sich von diesem Gedanken nicht erdrücken zu lassen.
In kleinen, mentalen Anwendungen oder auch in körperlicher Ertüchtigung liegen für sie die Grundlagen eines ausgeglichenen Lebens. Kommt ein mieser Tag, gibt es einen Notfallplan, der auch diesen Tag und seine Schwere vorbeiziehen lässt.
Im Gegensatz zu anderen Ratgebern enthält dieses Buch viel mehr Realitätsnähe. Man glaubt der Autorin, dass sie selbst diese Übungen macht oder man findet sich auch in ähnlichen Situationen wieder.
Das Buch macht von der ersten bis zur letzten Seite Mut. Mut nicht perfekt sein zu müssen, nicht immer eine Maske tragen zu müssen und schlicht das Beste aus allen (auch den miesen) Tagen des Lebens herauszuholen.
Ein wundervolles Buch, welches ungeheuer viel Kraft und Zufriedenheit spendet.
Untermalt mit schönen Illustrationen werden viel Gedanken auch visualisiert und prägen sich beim Lesen noch besser ein.
5 von 5 miesen Tagen
Sonntag, 27. November 2022
Carsten Sebastian Henn "Ein Schuss Whiskey"
Doch was ist passiert?
Janus ist von Köln nach Dublin gereist, um seine schriftstellerische Seite zu pflegen. Dublin - die Stadt, die viele der große Schriftsteller beheimatet hat. An förmlicher jeder Ecke trifft man Wilde, Joyce und die anderen der Band und doch - Janus` Schreibblockade ist hartnäckig. Das weiße Blatt starrt ihn Stunde um Stunde, Tag um Tag an und verhöhnt ihn und seine Kunst. Was kann da näher liegen als eine Kneipentour durch die Pubs der großen Vorbilder?
Viele Biere und Whiskeys später will Janus nach Hause wanken, als er einen Mord beobachtet. Doch eine Leiche taucht erst wesentlich später auf und starb Stunden nach Janus` Beobachtung. Janus` Instinkt ist geweckt und so folgt er den verschiedenen Verdächtigen durch die schmalen Gassen von Dublin, nichtsahnend, dass er sich immer weiter in den Fall verstrickt und selbst Anlass zur Beobachtung gibt.
"Ein Schuss Whiskey" ist der Abschlussband der Trilogie über den guten Tropfen. Doch ist dieses Buch ein eigenständiges Buch, was man ohne Vorkenntnisse der anderen beiden Bücher lesen kann.
Nach "Der Buchspazierer" schlendert wieder ein Protagonist durch die engen Gassen einer Stadt, doch hier enden schon die Gemeinsamkeiten. Während "Der Buchspazierer" vornehmlich eine Ode an das Buch ansich ist, wählt "Ein Schuss Whiskey" einen anderen Ansatz. Bekannte Autoren, ihr Leben und ihre Werke nehmen auf die Handlung ein um das andere Mal Einfluss und vielfach führt allein das Zitat dazu, dass der Leser ein weiteres Mal schmunzeln muss. Der Krimi setzt auf viel Augenzwinkern. Während Brutalität nebensächlich ist, bietet er neben der Geschichte noch ein weiteres Rätsel für den Leser, dass sich erst am Ende des Buches offenbart.
Weiterhin führen verschiedene Einschübe dazu, dass man als Leser viel über die Whiskeyherstellung lernt und das Buch als kleines, feines Lexikon des Whiskeys betrachten kann. Abgerundet wird das Buch mit einigen Rezepten, die sich gerade in der dunklen Jahreszeit zum Nachkochen eignen.
Wer Carsten Sebastian Henn noch nicht kennt, wird ob der vielfachen Sinneseindrücke erstaunt und hoffentlich auch erfreut sein. Mich begeistern seine Bücher ein ums andere Mal.
5 von 5 Tumbler
Donnerstag, 17. November 2022
#AutoralsLeser: Susanne Degenhardt
Ein Autor ist auch selbst ein Leser und ist durch das, was er gelesen hat beeinflusst. Doch spiegelt sich das Gelesene im Geschriebenen wider?
Wollen wir doch einmal sehen. 😉
Heute hat diese Autorin die Fragen zu seinem Leseverhalten beantwortet:
Welches sind die drei besten Bücher, die du je gelesen hast?
Die Bibel lasse ich mal außen vor und beschränke mich auf Romane. 😉 Natürlich darf „Stolz und Vorurteil“ für mich als Jane Austen Fan nicht fehlen. „Mein Herz hört deine Worte“ von Joanne Bischof und „Die Bibliothek der Träume“ von Lynn Austin finde ich sehr schön. Und noch viele weitere …
Wo liest du am liebsten?
In einem Sessel bei uns im Wohnzimmer oder in meinem Bett – je nachdem, wo mehr Ruhe ist.
Welches Buch hast du zuletzt gelesen und würdest es weiterempfehlen?
„Das Medaillon“ von Cathy Gohlke habe ich zuletzt gelesen. Dieser Roman ist herzzerreißend und hat mich sehr berührt.
Welche Romane würdest du Jane Austen Fans empfehlen?
Ich kann alle Romane von Julie Klassen und Carolyn Miller sehr empfehlen, außerdem „Sommer in Edenbrooke“ von Julianne Donaldson und „Die Ladys von Somerset“ von Julie Marsh.
instagram.com/smillas_bookworld
Dienstag, 15. November 2022
Hanna Buiting "Schreiben ist Gold"
Doch obwohl fast jeder täglich schreibt, schreiben doch nicht wirklich viele.
Schaut man in den Suchmaschinen nach, gibt es zahllose Schreibratgeber oder auch Institutionen, die einem das Schreiben beibringen wollen. Denn offensichtlich, ist Schreiben nicht gleich Schreiben.
Der Unterschied liegt, man konnte es inzwischen vermuten, in der Kreativität. Ein Brief ist etwas ganz anderes als ein Buch. Fakten versus Fiktion, sozusagen.
Doch braucht man einen Schreibratgeber, um Schreiben zu können? Kommt die Kreativität nicht aus einem selbst heraus?
"Schreiben ist Gold" geht vielleicht nicht genau dieser Frage nach, aber das Buch zeigt auf verschiedene Weisen, was es heißt zu schreiben. Die Einflüsse sind gar vielfältig und längst kann ein Autor nicht mehr, das schreiben, was er denkt. Jede Zeit hat ihre Themen und wie die Autorin mehrfach betont, hat man eine Geschichte erst einmal geschrieben, würde man sie nie wieder so schreiben. Durch den Schreibprozess hat man erneut dazugelernt und das beiflusst wieder das Schreiben, so die Autorin.
Im Buch geht es viel darum, woher man die Kraft und die Inspiration (in ihrem Fall, oftmals G*tt) zum Schreiben nimmt und wie man andere beim Schreiben anleiten kann.
Kreativität kann man zwar nur bedingt lernen, dafür ist der Schreibprozess ansich ein Handwerk, was durch Übung immer weiter verbessert werden kann.
Mit kleinen Tipps und Geschichten aus ihrer Vergangenheit lockert sie das Buch mehrfach auf und gibt neben Denkanstössen auch praktische Tipps, wie man das eigene Schreiben plant oder auch, wie man Schreibblockaden lösen kann.
Sicherlich ist dies kein klassischer Ratgeber, im Sinne von, wenn du dies tust, wirst du Erfolg haben, aber durch ihre Erfahrungen kann man Rückschlüsse auf das eigene Schreiben ziehen und dies ist oftmals hilfreicher als der erhobene Zeigefinger.
4 von 5 Ratgebern
Freitag, 11. November 2022
P. B. Vauvillé "Ein kunstvoller Mord"
Während einer Performance unter den Straßen von Paris kommt die Fotografin Solveig Brenner zu Tode und als ob das Schicksal es so wollte, ist auch Quentin Belbasses Mutter zugegen.
Anstatt die Polizei zuerst zu rufen, gilt der erste Anruf dem Hobbydetektiv, der im eigentlichen Leben Musiker ist und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf.
Auch wenn es sich bei dem Buch um den zweiten Band des Hobbydetektivs handelt und ein paar Verweise auf den ersten Band sich durch das Buch ziehen, kann man den Kriminalfall auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Er steht im Zeichen der klassischen Detektivgeschichten und zeichnet sich durch viel Laufarbeit und Körpereinsatz aus, wobei der Ermittler auch selbst nicht ohne Blessuren davonkommt.
Die Kunstszene, ihr Chichi und die entsprechenden Gepflogenheiten werden oft bewusst überspitzt dargestellt, sodass dem Leser das eine oder andere Schmunzeln entlockt wird.
Regelmäßigen Krimilesern dürfte allerdings schnell klar sein, worauf die Geschichte hinausläuft und so ist des Rätsels Lösung keine Überraschung, aber sie ist schon wirklich düster gezeichnet.
Eine angenehme Lektüre um dem Krimigenre ein anderes Flair zu vermitteln und gleichzeitig wieder etwas über die menschliche Natur zu lernen.
3,5 von 5 Fotografien
Donnerstag, 10. November 2022
Autoreninterview Susanne Degenhardt
Hallo zusammen.
Passend zur Vorweihnachtszeit gibt es wieder ein Autoreninterview.
Susanne Degenhardt, bekennende Jane Austen Liebhaberin, hat neben ihrem Buch auch einen Adventskalender herausgebracht. Doch ich will hier nicht zuviel erzählen. Lassen wir sie doch selber sprechen:
Warum die Begeisterung für Jane Austen und damit auch die Idee zu deinem Buch?
Die Begeisterung für Jane Austen entstand bei mir durch die Verfilmungen der 90er Jahre. Die haben mich so begeistert, dass ich direkt zu ihren Romanen griff. Meine Begeisterung beruhte dann aber hauptsächlich auf ihren Romanen und ihrem humorvollen, ironischen Schreibstil. Vor ein paar Jahren kam ich dann in Kontakt mit meiner jetzigen Lektorin Konstanze von der Pahlen, die mir erzählte, dass Jane Austen gläubig gewesen sein soll und das leider gar nicht so bekannt ist. Auch ich wusste bis dahin nichts davon und war total erstaunt. Weil Konstanze gesehen hatte, dass ich auf Instagram öfter mal Jane Austens Romane gepostet hatte, war ihre Idee, ob ich nicht ein Andachtsbuch über Jane Austens Glauben schreiben könnte – vorwiegend über die Gebete, aber auch über das, was man in ihren Romanen dazu finden kann. Ich war mir zuerst gar nicht sicher, ob ich das kann und habe es versucht. Und daraus ist tatsächlich das Andachtsbuch geworden, es hat also wirklich geklappt!
Wenn alternativ Zeitreisen oder die Reise in ein Buch möglich wäre, würdest du Jane Austen besuchen oder eins ihrer Bücher? Und wenn eines ihrer Bücher, welches?
Uff, das ist eine gute und gleichzeitig schwer zu beantwortende Frage. 😃 Auf jeden Fall würde ich Jane Austen gerne besuchen, sehen, wie sie gelebt hat, ihre Familie kennenlernen und auch mal neben ihr in der Kirchenbank sitzen, um zu erleben, wie ein Gottesdienst damals tatsächlich ablief. Ich würde ihr gerne sehr viele Fragen stellen, wie zum Beispiel, ob sie bei der Romanfigur Mr Collins eine reale Person als Vorbild hatte. Ansonsten würde ich auch wahnsinnig gern in jeden ihrer Romane reisen. Das stelle ich mir genauso spannend vor.
Wie hast du es geschafft, all die passenden Bibelstellen zu den Andachten zu finden?
Da gab es viele, viele Wege. Manchmal hatte ich die Bibelstellen schon im Kopf und wusste genau, welcher passen würde und worüber ich schreiben wollte. Nicht selten habe ich auch meinen Mann gefragt, ob ihm noch etwas Passendes einfällt (er hat Theologie studiert und war wie ein wandelndes Bibellexikon für mich). Und dann kann man natürlich auch Google nutzen und den Bibleserver. Auf dem Bibleserver kann man nach verschiedenen Stichworten suchen und sich parallel verschiedene Bibelübersetzungen anzeigen lassen. Manchmal hat Gott mir auf diese Weise die eine oder andere Bibelstelle gezeigt, die mir nicht sofort eingefallen wäre und das jeweilige Kapitel abgerundet hat.
Welches Jane Austen Buch hast du als erstes gelesen?
Das war „Emma“. Direkt, nachdem ich die Verfilmung als Teenagerin gesehen hatte, bin ich – wir waren als Familie damals auf einem Wochenendausflug in München – zum Hugendubel gegangen und habe einen Buchhändler verschüchtert nach diesem Roman gefragt – und sie hatten ihn sogar vorrätig! Es war die Diogenes-Ausgabe und ich habe mich total gewundert, dass sie vorrätig war. In meiner Heimatstadt musste die Buchhandlung solche Romane immer bestellen.
Hast du eines der zahlreichen Pastiches gelesen, um dich auf dein eigenes Buch einzustimmen?
Nein. Ich habe bisher keinen einzigen Roman gelesen, in dem Jane Austen eine Romanfigur ist. Anfangs habe ich tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, aber dann hatte ich die Befürchtung, dass das mein eigenes Schreiben und mein Bild, das ich durch die Recherche gewonnen hatte, beeinflussen könnte. Nachdem mein Buch fertig geschrieben war, habe ich einen Roman über Jane Austen begonnen, allerdings bin ich nicht damit warm geworden und habe ihn noch mal beiseitegelegt. Vielleicht war es noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. 😉
Nächste Woche geht es weiter mit dem "Autor als Leser" Interview. Ich hoffe, ihr seid wieder dabei.
Zwischenzeitlich könnt ihr auch schon einmal bei ihm vorbeischauen:
instagram.com/smillas_bookworld
Das Foto hat die Autorin selbst zur Verfügung gestellt.
Sonntag, 6. November 2022
Buchmesse mit Flair
Für einen Bücherwurm ist bekanntlich nach der Messe immer vor der Messe und auch wenn die Frankfurter Buchmesse und die BuCon schon ein paar Tage her sind, manche hält der Messeblues in eiserner Hand. Doch mit kleineren Messen kann bis zur Leipziger Buchmesse Abhilfe geschaffen werden. Ein kleine, feine Messe findet am nächsten Wochenende statt und wenn ich die Bilder sehe, wünschte ich, ich könnte diese Messe besuchen.
Schauplatz dieser in meinen Augen - außergewöhnlichen Buchmesse - ist das Schloss Schwetzingen. Am Samstag und Sonntag wartet das Schloss mit kleinen ausgesuchten Verlagen und Lesungen dazu auf, den Lesern eine Abwechslung vom Alltag zu bescheren.
Durch die Gänge zu wandeln und dabei auch noch Literatur kaufen zu können, muss ein Genuss sein, dem sich jeder Lesende, der es sich zeitlich ermöglichen kann, in meinen Augen definitiv hingeben sollte:
Und wen ich mit meinen Worten nicht überzeugen konnte, der möge doch bitte die Pressemitteilung lesen und dann alle anderen Termine für das nächste Wochenende absagen.
Zum Vergrößern einfach die Bilder bitte anklicken!